BuG: BuG II, A 249
Weimar Okt. 1777

Wieland an Merck 21. 10. 1777 (Wagner1 S. 120)

Weimar Okt. 1777

Göthe leidet zeither immer an Zahnschmerz, comme un damné. Aber er macht’s auch darnach mordiable; man muß die bestialische Natur brutalisiren, pflegte der alte Mordiable von Bassenheim zu Mainz zu sagen. Göthe und der Herzog sind auch von diesem Glauben; aber sie befinden sich meistens so übel dabei, daß ich keine Versuchung kriege, ihr Proselyt zu werden.

Ph. Seidel an J. A. Wolf 15. 10. 1777 (JbGG NF 22, 155)

Weimar Okt. 1777

pp also ich will Dir lieber sagen, das wir eine Köchin und ich nunmehr eine ordentliche Haushaltung zu dirigieren haben. Ich habe nur so viele Freude über unsere Lebensart, gieb nur einmal acht, wie das weiter geht und, oder all mein prophetisches Gefühl müßte mich betrügen, ob wir nicht die Anherren und Erbauer eines Dörfgens oder Vorstadt oder Burg wenigstens werden und man nicht nach ein paar Hundert Jahren sagen wird, da geht Goethes und seines Philipps Geist um, einander umschlungen führend: O daß ich meine Seele aushauchen könnte in Liebe zu diesem Manne und würdig wäre dem Gott zu danken, der mir so viele Seeligkeit bei ihm zu kosten giebt.

Wir haben das ganze Verhältnis wie Mann und Frau gegeneinander. So lieb ich ihn, so er mich, so dien ich ihm, so viel Oberherrschaft äußert er über mich.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_0249 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_0249.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 41 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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