Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 466
27. Oktober 1777, Montag, Weimar

27. früh mit Petern Geometrische Possen. Zu essen. Zum Tuchmacher. Herder. Wiel. dessen neuen 1 Buben gesehn. In Garten. kamen Herders noch, mit ihnen hinein. Ich ging noch zum Herzog. Allerley . Zurück. stiller halb trauriger Tag.
  1. meuen > neuen  ↑

H: GSA 27/3


Das Tagebuch ist von Goethe eigenhändig geschrieben. (Zusätze von fremder Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich auf Durchschußblättern (170 × 205 mm) und auf eingelegten Doppelblättern (165/170 × 200 mm) in einem vorgedruckten Kalender mit dem Titel: »Neueingerichteter Schreib-Calender, / auf das Jahr/ 1777. / nebst der Erzählung / Stephan Rundhuts / ferneren Haus- und Ehestandes. / Weimar, gedruckt bey Conr. Jacob Leonhard Glüsing.«

Druckseiten des Kalenders: 46 (unpaginiert)

Durchschuß- und Einlageblätter insgesamt: 18

Beschriebene Blätter: 18 (darunter eine Seite des Kalenders)


Kalendereinband (175 × 200 mm) aus gemustertem karmesinrotem Kartonpapier. Auf der Vorderseite achteckiges Titelschild mit der Aufschrift 1777. von Goethes Hand. Der Rücken des Kalenders stark abgegriffen. Die bedruckten Kalenderseiten und die Innenseiten des Einbands aus holzhaltigem Druckpapier, die Durchschuß- und Einlageblätter aus stark vergilbtem festem Schreibpapier, die Ränder gewellt. Die Außenränder zum Teil stark abgegriffen. Von Bl 9–10 Rand und Schriftfeld eingeschnitten. Am Außenrand von Bl 17 aufgeleimt ein 10 mm breiter Papierstreifen. Auf der Rückseite der Blätter 10, 14 und 18 Abdruck von rotem Siegellack. Fadenheftung.


Inhalt des »Schreib-Calenders« 1777:

Ks 1: Titelblatt des Kalenders mit Illustration zur »Erzählung Stephan Rundhuts«

Ks 2 leer

Ks 3: Historische und astronomische Daten (vgl das Verzeichnis der Abkürzungen, astronomischer und anderer Zeichen Goethes, S. 336)

Ks 4: Kalender für Januar mit Angabe der Namenstage, des Sonnen-und des Mondlaufes, der »Planetenscheine und Witterung, 1777«, Horoskop

Ks 5: Weitere Angaben zum Monat Januar: Zählung der Tage, »Gewitters Beschreib.«, Horoskop, »Fortsetzung von Stephan Rundhuts ferneren Lebenslaufe.«

Ks 6–27: Kalender für Februar bis Dezember; jeweils wie für den Monat Januar beschrieben

Ks 28: »Aderlaß-Tafel.«

Ks 29–40: »Calender-Practica auf das Jahr 1777.«

Ks 41–46: »PostBericht. Verzeichniß der 〈…〉 Messen und Jahrmärckte. Resolvirung, Thaler zu Gülden, und Gülden zu Thalern zu machen. ThorSperrOrdnung.«

Schreibmaterial und Zusätze von fremder Hand:

Schwarze, zum Teil ins Bräunliche verblaßte Tinte. Mit Bleistift Eintragung auf Bl 14 Vs.

Einzeichnung runder Klammern, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

28. August: (Teichreden, Eschdorf,) (Ehrenstein bis Wilbach,)

29. August: (d. 29 bis zu Tische zurück.)

30. August: (früh bis herein.)

30.–31. August: (Beust. bis den Abend.)

2. September: (Die Kränze bis war.)

3.–4. September: (Maj. v. Beust bis Caberts |)

8. Oktober: (Stund bis wieder auf.)

6. Dezember: (Gessen bis zurück.)

8. Dezember: (Schlug bis Fremden.)

9. Dezember: (Nach Tische bis sehn.)

13. Dezember: (Fuhr bis Aug.) (musste das Aug verbinden)

15. Dezember: (Uberredeten bis lassen.)

In der Tgb-Eintr 29. August nach unter weegs Punkt mit Bleistift ergänzt (Kanzler von Müller?).

Auf den beschriebenen Blättern Bleistiftpaginierung von unbekannter Hand jeweils Vs rechts oben.

Bleistiftvermerke: auf dem vorderen Inneneinband der Signaturvermerk »3« (mit Tinte überzogen), auf Bl 14 Rs rechts unten »Tagebuch 1777 Bd. 12/13«.


Zählung und Anordnung der Handschrift:

Bl 1 (zwischen Ks 4 und 5):

Tgb-Eintr Januar

Ks 5, auR:

Tgb-Eintr 31. Januar

Bl 2 (zwischen Ks 6 und 7):

Tgb-Eintr Februar

Bl 3 (zwischen Ks 8 und 9):

Tgb-Eintr März

Bl 4 (zwischen Ks 10 und 11):

Tgb-Eintr April

Bl 5 (zwischen Ks 12 und 13):

Tgb-Eintr Mai

Bl 6 (zwischen Ks 14 und 15):

Tgb-Eintr Juni

Bl 7 (zwischen Ks 16 und 17):

Tgb-Eintr Juli

Bl 8 (zwischen Ks 18 und 19):

Tgb-Eintr August

Bl 9–10 (zwischen Bl 8 und Ks 19 eingelegtes Doppelbl)

 

Bl 9:

Tgb-Eintr August/September

Bl 10 leer

 

Bl 11 (zwischen Ks 20 und 21):

Tgb-Eintr September

Bl 12 (zwischen Ks 22 und 23):

Tgb-Eintr Oktober

Bl 13–14 (zwischen Bl 12 und Ks 23 eingelegtes Doppelbl)

 

Bl 13:

Tgb-Eintr Oktober

Bl 14 Vs:

Tgb-Eintr Heiliges Schicksaal bis d. 14 Nov.

/ Undatierte Bleistifteintragung Acht bis Maus geht durch.

Bl 14 Rs leer

Bl 15 (zwischen Ks 24 und 25):

Tgb-Eintr November

Bl 16 (zwischen Ks 26 und 27):

Tgb-Eintr November/Dezember

Bl 17–18 (zwischen Bl 16 und Ks 27 eingeklebtes Doppelbl)

 

Bl 17 Vs und 18 Vs:

Tgb-Eintr Dezember

Bl 17 Rs und 18 Rs leer

 


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mitteilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 43, 49–50, 52–54 (Auszüge)

Carl August Hugo Burkhardt: Goethe’s Tagebuch 1777. In: Die Grenzboten 33 (1874), 1. Semester, 2. Bd, Nr 22. S. 331–339 (Auszüge)

Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 97–141 WA III 1, 30–58, udT: 1777.

mit Petern Geometrische Possen] Siehe die erste Erläuterung zu 23. Oktober 1777.

Zum Tuchmacher] Name nicht ermittelt. Das Geheime Consilium beschloß am 25. August 1777 die »Tuchlieferung zur Hoflivré durch das Weimarer Tuchmacherhandwerk«; siehe die erste Erläuterung zu 25. August 1777.

dessen neuen Buben] Ludwig Friedrich August Wieland.

hinein] In die Stadt.

Allerley] Gemeint ist die fingierte Fortsetzung von »Allerley gesammelt aus Reden und Handschriften großer und kleiner Männer. Herausgegeben von Einem Reisenden E⟨hrmann, Johann Christian⟩ U⟨nd⟩ K⟨aufmann, Johann Christoph⟩«, Frankfurt und Leipzig 1776: »Vermischte Betrachtungen auf alle Tage im Jahr. oder: Allerley gesammelt aus Reden und Handschriften. Herausgegeben von Keinem Reisenden K⟨aufmann⟩ U⟨nd⟩ E⟨hrmann⟩«. Bd 2. Hrsg von Johann Caspar Häfeli und Johann Jacob Stolz, Frankfurt und Leipzig 1777. Die mit Stephanus K. unterzeichnete »Vorrede« der »Vermischten Betrachtungen« enthielt Äußerungen über Goethe, Lenz, Wieland und andere: »Lieber, theurer Göthe, Lenz 〈…〉. Ihr Grausame! riefen Menschen über Euch ⟨..⟩ ich will Euch zu Fuß fallen, wenn Ihr 〈…〉 keine Wunden mehr aufritzet!« (S. 142.) »Ich glaubte, Wieland sey ein Mann. Aus den herrlichen Anmerkungen zu der Abhandlung über die Bemühung der kaltblütigen Philosophen und lucianischen Geister in seinem Merkur sehe ich, daß er ein Weib ist, oder gar Welle von jedem Wind hin und her getrieben. Uebrigens dient ihm zur Nachricht, daß sein Merkur in Zukunft mit diesen und dergleichen Abhandlungen verschont bleiben wird.« (S. 146–147.) Johann Caspar Häfeli war der Verfasser der im »Teutschen Merkur vom Jahr 1776« veröffentlichten Abhandlungen »Eines Ungenannten Antwort auf die Frage: ›Wird durch die Bemühungen kaltblütiger Philosophen und Lucianischer Geister gegen das, was sie Enthusiasmus und Schwärmerey nennen, mehr Böses als Gutes gestiftet? und in welchen Schranken müßten sich die Antiplatoniker und Luciane halten, um nützlich zu seyn?‹« (Erstes Vierteljahr, S. 82) und »Eines Ungenannten Antwort auf die Frage im Teutschen Merkur. Jänner 1776« (Zweites Vierteljahr, S. 111–136 und 207–220); als Verfasser der Abhandlungen wurden auch Herder und Johann Jacob Stolz vermutet, siehe Herder an Johann Georg Hamann, Mitte August 1777 (HB 9, 256; 4, 36). Siehe Wieland an Johann Heinrich Merck, 1. Dezember 1777 (WB 5, 687): »Der Flegel, der das Allerlei großer und kleiner Männer und der Schurke, der die Breloques ⟨Anhängsel; Gefasel⟩ dazu gemacht hat, verdient, jeder in seiner Art auch einen Tritt vor den Hintern 〈…〉

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 27.10.1777 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0466.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. – (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. – (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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