BuG: BuG I, A 547
Weimar 6. 3. 1776

Charlotte v. Stein an J. G. Zimmermann 6. 3. 1776 (Petersen2 1 II S. 529)

B2 142

Weimar 6. 3. 1776

Dernierement au soir, et hier à midi, Wieland a souppé et diné chez moi et devient de bon cœur mon ami, je dois son amitié a Göthe et le tout a Vous ...

Göthe est ici un objet aimé, et haïs, Vous sentirez qu’il y a bien de grosses tetes qu’ils ne le comprennent pas. Louise augmente pour moi de jour en amitié, mais beaucoup de froideur entre les Epoux pourtant je ne desespere pas, deux ètres si raisonnables, si bons, doivent enfin s’accorder.

Au moment Göthe m’envoit Votre billet je Vous ai deja confessé mes pêchés. adieu, avant le depart de la poste je Vous dirai cher Ami encore une fois bon soir et bonjour.

Ich komme jetz Ihnen eine gute Nacht zu sagen. Ich war den Abend im concert Göthe nicht, vor einigen Stunden war er bey mir gab mir vor Sie das beygeschloßne billet und war toll über Ihren Brief den er mir auch vorlas, ich vertheitigte Sie, gestund ihm ich wünschte selbst er mögte etwas von seinen wilden Wesen darum ihn die Leute hier so schieff beurtheilen, ablegen, daß im Grund zwar nichts ist als daß er jagd, scharff reit, mit der grosen Peitsche klatscht, alles in Geselschaft des Herzogs. Gewiß sind dies seine Neigungen nicht, aber eine Weile muß ers so treiben um den Herzog zu gewinnen und dann gutes zu stifften, so denk ich davon; er gab mir den Grund nicht an, vertheitigte sich mit wunderbahren Gründen, mir bliebs als hätt er unrecht. Er war sehr gut gegen mich nennte mich im Vertrauen seines Hertzens Du, das verwies ich ihn mit den sanfftesten Ton von der Welt sichs nicht anzugewöhnen weil es nun eben niemand wie ich zu verstehn weis und er ohne dies offt gewiße Verhältniße aus den Augen setz, da springt er wild auf vom Kanape, sagt ich muß fort, läufft ein paar mahl auf und ab um seinen Stock zu suchen, find ihn nicht, rent so zur Thüre hinaus ohne Abschied ohne gute Nacht; Sehen Sie lieber Zimmermann so wars heute mit unßern Freund. Schon einige mahl habe ich bittern Verdruß um ihn gehabt das weis er nicht und sols nie wißen.

Charlotte v. Stein an Herder 31. 8. 1787 (Petersen2 1 II S. 545)

B2 N 266a

Weimar 6. 3.(?) 1776

[Es] ist mir lieb, daß die Bahn gebrochen ist und mir künftig das brüderliche Du, daß mich freut mit Ihnen gemein zu haben, kein Hinderniß mehr ist sie [Goethes Briefe] Ihnen mitzutheilen. Unser Freund war einmahl tief von mir beleidiget, als ich diese lateinische Sitte unter uns ablehnte, und von der Zeit an habe ich es so begriffen als es aus seiner treuen Seele kam, könte ich nur die Empfindung von einem Niewiedersehen vergessen, die mir mit ihm geblieben ist und die sich mir heute schrecklich erneuert.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0547 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0547.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 409 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

Zurück zum Seitenanfang