Gott seegn euch lieber Kestner und sagt Lotten, dass ich machmal mir einbilde ich könne sie vergessen.. dass mir dann aber ein Rezitiv über den Hals kommt und es schlimmer mit mir wird als iemals
Dem Inhalt nach könnte der Brief um den Jahreswechsel 1772/73 geschrieben worden sein, als Goethes Gefühle für Charlotte Buff durch verschiedene Erlebnisse neu belebt wurden (vgl. GB 1 I, 250,20–23 ; 252,7–18 ). Nicht auszuschließen ist auch ein früheres Datum kurz nach Goethes Besuch in Wetzlar vom 6. bis 10. November 1772, wie Berend vermutet (vgl. Goethe-Kestner, 149, zu Nr 14).
H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,1, Bl. 6. – 1 Bl. 10(–10,6) × 10,5 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; Papier am unteren Rand abgerissen, am oberen Rand und an den Seitenrändern ungleichmäßig beschnitten.
E: Goethe und Werther1 (1854), 49, Nr 9.
WA IV 2 (1887), 24, Nr 95.
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
Über das Verhältnis Goethes zu Johann Christian Kestner vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 8. August 1772 (GB 1 II, Nr 99 ).
machmal] Verschrieben für ,manchmal‘.
Rezitiv] Rezidiv: Rückfall bei einer Krankheit; hier im übertragenen Sinne auf das Wiederaufleben der Gefühle für Charlotte Buff zu beziehen.