Briefe an Goethe: RA 1, Nr. 68
Von Jakob Michael Reinhold Lenz

Juli 1776, Berka

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   Verbrenne dies Billet.


   Wolltest du doch das dem Herrn weisen,
Liebgen, wenn du meynst daß es ihm Spas machen
kann.


   Sag mir doch, ob es ein Utopisches Projeckt wäre
eine Handlung zwischen Frankreich und Weymar
anzuspinnen. Wenn in W. eine Messe angelegt
würde für französische Kaufleute, Manufaktürieurs
laß seyn daß im Anfang die Balanz auf ihrer Seite
wäre, es liessen sich mit der Zeit wol einige hier nieder
und die Gäste – sollten uns auch willkommen seyn.
Ihr könntet ja um das zu erhalten, wenn sie erst im
Train drin sind, auf einmal die Einfuhr fremder
Waaren mit höheren Zöllen belegen. Ihr seyd hier im Herzen
von Deutschland und stoßt an viel Länder die noch ärmer
an Industrie sind als ihr. – Frankreich willig


zu machen, wäre dann wieder eine Sache
für sich. Es ist freilich keine Nation in der Welt
schwerer und leichter zu behandeln. – Auch hättet
ihr Naturprodukte entgegen zu setzen: Bergwerk,Lein/
Wolle u. s. w. Dies sind nur noch Träume Bruder.

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   Ob der Herzog des wegen Verträge mit
den übrigen Sächsischen Höfen besonders mit
Chursachsen thun dürfe, geht mich nichts an.


   Das wird wenigstens keinem Vertrage
zuwieder seyn daß er Manufakturisten ins
Land zieht. Und von wem hat Deutschland
die je erhalten als aus Fr. Auch können keine
andere in ihren Preisen so mässig seyn, weil
sie mit dem compendio virium nicht arbeiten.


S: Estnisches Historisches Museum Tallinn  D: BrL Nr. 197  B: -  A: - 

Vorschlag, eine Handlung zwischen Frankreich und Weymar anzuspinnen und französische Manufakturisten ins Land zu ziehen.

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  Verbrenne dies Billet.

  Wolltest du doch das dem Herrn weisen, Liebgen, wenn du meynst daß es ihm Spas machen kann.

  Sag mir doch, ob es ein Utopisches Projeckt wäre eine Handlung zwischen Frankreich und Weymar anzuspinnen. Wenn in W. eine Messe angelegt würde für französische Kaufleute, Manufaktürieurs – laß seyn daß im Anfang die Balanz auf ihrer Seite wäre, es liessen sich mit der Zeit wol einige hier nieder und die Gäste – sollten uns auch willkommen seyn. Ihr könntet ja um das zu erhalten, wenn sie erst im Train drin sind, auf einmal die Einfuhr fremder Waaren mit höheren Zöllen belegen. Ihr seyd hier im Herzen von Deutschland und stoßt an viel Länder die noch ärmer an Industrie sind als ihr. – Frankreich willig

 zu machen, wäre dann wieder eine Sache für sich. Es ist freilich keine Nation in der Welt schwerer und leichter zu behandeln. – Auch hättet ihr Naturprodukte entgegen zu setzen: Bergwerk,Lein/ Wolle u. s. w. Dies sind nur noch Träume Bruder.

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  Ob der Herzog des wegen Verträge mit den übrigen Sächsischen Höfen besonders mit Chursachsen thun dürfe, geht mich nichts an.

  Das wird wenigstens keinem Vertrage zuwieder seyn daß er Manufakturisten ins Land zieht. Und von wem hat Deutschland die je erhalten als aus Fr. Auch können keine andere in ihren Preisen so mässig seyn, weil sie mit dem compendio virium nicht arbeiten.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
RA 1, Nr. 68, in: https://goethe-biographica.de/id/RA01_0068_00073.

Druck des Regests: RA 1, Nr. 68.

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