Goethes Briefe: GB 2, Nr. 74
An Hans Buff

〈Frankfurt a. M. , Ende November? 1773〉 → Wetzlar


   Lieber Hans bitt er Anngen um Verzeihung dass ich nicht ehr meine Comission ausgerichtet. Hℓ. Schmidt kann keine Muster geben, aber Stücke will er einige schicken. Nun ​1 Soll Anngen sogut sein und schreiben was für Farben und Art sie verlangen, so will ichs besorgen.

Noch ​2 eine Comission: bey Hℓ. v. Falck hab ich 9 f zu gut hohl er sie doch ab und schick er sie mit der fahrenden Post.

Grüss er das ganze Haus. Msll dorthel – er weis wohl – und Lengen. Und was Lotte schreibt und schickt mögt ich gern hören,

G.

  1. L​Nun​ ↑
  2. n​Noch​ ↑

Die Briefe Nr 74, 76, 78, 79 und 80 stehen in enger inhaltlicher Beziehung zueinander. Nr 80 war in der Reihe dieser Briefe wahrscheinlich der letzte. Mit ihm wurden die schon in Nr 55 angekündigten Geschenke (vgl. 44,1–2) für die jüngeren Brüder Hans Buffs, nämlich Rosinen Feigen und Bilder (61,7) überschickt, die zusammen mit dem Buch (61,7) wohl als Weihnachtsgeschenke gedacht waren. Er ist also vermutlich in der Vorweihnachtszeit, etwa Mitte Dezember, geschrieben worden; die vier anderen Briefe könnten aus den Adventswochen stammen, also aus dem Zeitraum ab Ende November 1773. – Der vorliegende Brief, in dem mit der Erwähnung des Guthabens bei Herrn von Falcke an Nr 50 angeknüpft wird (vgl. 57,19), könnte der erste in der genannten Reihe gewesen sein. – Fischer-Lamberg setzt ohne nähere Begründung alle fünf Briefe in den Dezember 1773, wobei in ihrer Reihenfolge der Brief an Caroline Buff (Nr 78) den Abschluss bildet (vgl. DjG3 3, 57 f., Nr 199–203).

H: Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Sign.: Autogr Bebler D 172 Nr 1. – Doppelblatt 17,5 × 21 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 Adresse, Tinte: Herrn / Hans Buff / nach / Wetzlar / franck.; Siegelreste; darunter Federproben von fremder Hd: „ma mad m madame“; Brief ursprünglich eingelegt in ein Doppelblatt mit Bemerkung Charlotte Kestners, der Tochter Johann Christian und Charlotte Kestners, Tinte, oben: „Brief Goethes, welcher unter die flüchtgen briefchen keine Unterschrift noch datum setze. / dieser Brief ist Frühjahr 1773.“, unten von derselben Hd: „für meinen lieben Ur Groß Neffen Eduard / Burckhardt-Merian, Basel 25 Oct. 1872. / Charlotte Kestner“.

E: Goethe und Werther​1 (1854), 196, Nr 90.

WA IV 2 (1887), 132, Nr 191 (Hinweis auf H im Besitz Eduard Burckhardt-Merians, Basel, in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 208).

Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht überlieferten Brief Hans Buffs (vgl. zu 57,15–16). – Der Antwortbrief (vgl. 58,23) ist nicht überliefert.

bitt er Anngen um Verzeihung 〈…〉 ausgerichtet] Ob Goethe damit auf eine persönliche Begegnung mit Anna Brandt in Frankfurt anspielt, lässt sich nicht belegen. In den Briefen an Kestner vom 14. April 1773 ist von einem Besuch Anna Brandts in Frankfurt die Rede (vgl. 22,12; 24,5–6; 25,2–6); dass sie sich später erneut in Frankfurt aufhielt, wird in Goethes überlieferten Briefen nicht erwähnt. Hans Buff könnte Anna Brandts Auftrag auch brieflich übermittelt haben.

Comission] Hier: kleinerer Auftrag, Gefälligkeit. Offenbar sollte Goethe die Übersendung von Stoffproben vermitteln (vgl. die zweite Erläuterung zu 60,21).

Schmidt] Frankfurter Kaufmann, Näheres nicht ermittelt.

schreiben] Briefe Anna Brandts an Goethe sind nicht erhalten.

v. Falck] Ernst Friedrich Hektor Falcke, der Sohn von Kestners Wetzlarer Vorgesetztem (vgl. auch GB 1 II, zu 239,21).

hab ich 9 f zu gut] Offenbar handelt es sich um ein Guthaben aus der Bezahlung für den 2. Band des „Merkur“ (vgl. 38,11).

fahrenden Post] Die ‚ordinäre‘ Fahrpost (Ordinari-Post), durch die etwa seit Mitte des 18. Jahrhunderts fast alle größeren Städte Deutschlands miteinander verbunden waren (vgl. Beyrer, 39 f. und 43–45).

ganze Haus] Hans Buffs Familie im „Deutschen Haus“ in Wetzlar.

Msll dorthel] Dorothea Brandt.

Lengen] Hans Buffs Schwester Helene.

was Lotte schreibt und schickt] Gemeint sind Nachrichten Charlotte Kestners aus Hannover, die Goethe in dieser Zeit vor allem durch Hans Buffs Vermittlung erhielt (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 17).

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 74 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR074_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 57, Nr 74 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 159–160, Nr 74 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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