Goethes Briefe: GB 2, Nr. 255
An Hans Buff

Frankfurt a. M. , 9. August 1775. Mittwoch → Gießen

Lieber,

Ich bitte schreiben Sie mir wieder einmal wies Ihnen geht, und das nicht kurz. Ich bin in der Welt ein bissgen auf und abgefahren Zeither, und hoffe es wird Ihnen wohl seyn, im Studenten stand1 der sein gutes und böses hat, wie die übrige Erdenwirthschafft zusammen. Adieu. Was hören Sie von Lotten. Schrei〈ben〉 Sie doch dem Papa wem er die 4 Iris abzugeben hat, ich hab ihn ersucht in Ihrer Abwesenheit 〈die〉 Mühe zu übernehmen. dℓ. 9 Aug〈 〉 Frfurt.

Goethe

  1. ×​stand​ ↑

H: Städtische Sammlungen Wetzlar, Handschriftensammlung, Sign.: Agr 13. – Doppelblatt 18,9 × 22,9 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 3 Adresse, Tinte: An Herrn / Johann Buff / der Wissenschafften befℓ. / in / Giesen.; Siegelreste; unter dem Text links Antwortvermerk (Hans Buffs Hd?), Tinte: „dℓ 27​ten Augℓ.“; Papier in der Mitte jeweils links und rechts am Rand ausgerissen durch das Öffnen des Siegels, geringer Textverlust (vgl. 207,11; 207,13).

E: WA IV 7 (1891), 354, Nr 345a (Eduard von der Hellen; nach einer Kopie der Ausfertigung von Erich Schmidt, GSA: 29/124,IV).

Der Brief beantwortet keinen Brief Hans Buffs. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.

Postsendungen: 10. August 1775: P. 〈Paket〉 Hℓ. Buff f. Wezlar (AB, 12).

Wie der Vermerk im „Ausgabebüchlein“ vermuten lässt, begleitete der vorliegende Brief eine Paketsendung, die allerdings nur bis Wetzlar frankiert war. Wahrscheinlich wurde der Brief von dort aus, eventuell mit anderen Sendungen, an Hans Buff nach Gießen befördert.

schreiben Sie mir wieder einmal] Die Bitte verweist darauf, dass in der Korrespondenz erneut eine längere Unterbrechung eingetreten war. Der letzte vorangehende überlieferte Brief Goethes an Hans Buff stammt mutmaßlich aus dem April 1775 (Nr 227). Auffallend ist auch die hier zum ersten Mal gebrauchte höflich-respektvolle Anrede ‚Sie‘. – Mit dem vorliegenden Brief scheint der Briefkontakt zu Hans Buff zu enden, zumindest sind aus der Weimarer Zeit keine Briefe Goethes an diesen Adressaten überliefert.

in der Welt ein bissgen auf und abgefahren] Anspielung auf die Schweizer Reise, zu der Goethe am 14. Mai gemeinsam mit Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg und Christian Curt von Haugwitz aufgebrochen war. Sie führte Goethe u. a. über Karlsruhe und Straßburg nach Emmendingen zu seiner Schwester Cornelia und dann weiter nach Zürich und in die Schweizer Alpen. Er war erst am 22. Juli 1775 wieder in Frankfurt eingetroffen (vgl. die zweite Erläuterung zu 191,1).

im Studenten stand] Hans Buff, der Ostern 1775 die Wetzlarer Lateinschule beendet hatte, studierte in Gießen Jura (vgl. die Adresse in der Überlieferung).

Lotten] Charlotte Kestner hatte am 2. Mai 1775 ihren zweiten Sohn Wilhelm zur Welt gebracht.

Schrei〈ben〉] Buchstabenverlust durch Beschädigung.

Papa] Adam Henrich Buff.

4 Iris] Seit Dezember 1774 vermittelte Hans Buff in Goethes Auftrag den Vertrieb von vier Exemplaren der Jacobischen Zeitschrift „Iris“ (vgl. Nr 171 sowie zu 156,17–18); offenbar war diese Aufgabe nach seinem Weggang aus Wetzlar dem Vater zugefallen.

ich hab ihn ersucht] Vermutlich hatte Goethe am 9. August an Adam Henrich Buff in Wetzlar geschrieben (vgl. EB 173). Dieser Brief sowie andere Briefe Goethes an diesen Adressaten sind nicht überliefert.

〈die〉] Buchstabenverlust durch Beschädigung.

9 Aug〈 〉] Buchstabenverlust durch Beschädigung.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 255 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR255_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 207, Nr 255 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 521–522, Nr 255 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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