Goethes Briefe: GB 2, Nr. 242
An Carl Ludwig von Knebel

Emmendingen , 4. Juni 1775. Sonntag → 〈Karlsruhe oder Weimar〉


Hier schick ich l. Knebel ​Claudinen lesen Sie's unserm Herzog zur freyen Stunde, und dann bitte ich sie wieder zurück an meine Schwester hierher mit dem Postwagen zu senden. Nicht abgeschrieben! Ich bitte gar schon. Dancke für ihr Brieflein! Ist mir herzl. lieb dass Sie nicht abwendig von mir werden. Ihro Durchl. alles herzl. von mir. Addio. Morgen geh ich nach Schafhausen wenns Glück gut ist. Emmedingen dℓ. 4 Jun. 1775.     G.

H: Biblioteka Jagiellońska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4​o. 521, Bl. 5. – 1 Bl. 18(–18,2) × 24,4 cm, ⅓ S. beschr., egh., Tinte; am oberen Rand beschnitten. – In einem Kovolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 169). – Faksimile: Morris, Goethes erste Schweizer Reise, 16.

E: Goethe-Knebel (1851) 1, 7, Nr 5.

WA IV 2 (1887), 265 f., Nr 334 (Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 213).

Abschrift von „Claudine von Villa Bella“ (vgl. die erste Erläuterung zu 192,19).

Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Knebels (vgl. 192,22), geschrieben nach der erneuten persönlichen Begegnung mit Goethe in Karlsruhe, wo sich Goethe vom 17. bis 23. Mai 1775 aufgehalten hatte. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Vielleicht blieb er überhaupt aus, denn am 1. August 1775 bat Goethe um Nachrichten von Knebel (vgl. Nr 251).

Ob der Brief nach Karlsruhe oder nach Weimar adressiert war, muss offenbleiben. Knebel hielt sich von Paris kommend mit den weimarischen Prinzen bis zum 7. Juni in Karlsruhe auf. Ende Juni traf die Reisegesellschaft wieder in Weimar ein.

​Claudinen] Abschrift von „Claudine von Villa Bella“, Goethes „Schauspiel mit Gesang“; es war im Wesentlichen seit April entstanden. Die Handschrift der ersten Fassung ist nicht überliefert (vgl. DjG​3 5, 435).

unserm Herzog] Erbprinz Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach; die Herzogswürde übernahm er erst mit dem Regierungsantritt am 3. September, nachdem er 18 Jahre alt geworden war.

meine Schwester] Cornelia lebte mit ihrem Ehemann Johann Georg Schlosser in Emmendingen. Goethe besuchte sie auf seiner Reise in die Schweiz (über Goethes Route vgl. die zweite Erläuterung zu 191,1).

mit dem Postwagen] Im Unterschied zur schnelleren reitenden Post (weiter vgl. zu 57,20).

ihr Brieflein] Nicht überliefert.

abwendig 〈…〉 werden] Welchen Bezug diese Anspielung hat, ist nicht ermittelt. Auf die für Goethe unangenehme Angelegenheit mit der Satire „Prometheus, Deukalion und seine Recensenten“ (vgl. zu 180,1; zu 186,1–11) kann sie sich nach der persönlichen Begegnung in Karlsruhe kaum noch beziehen.

Schafhausen] In Schaffhausen besuchte Goethe am 7. Juni den Rheinfall; vgl. Nr 244.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 242 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR242_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 192, Nr 242 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 493–494, Nr 242 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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