Goethes Briefe: GB 2, Nr. 240
An Johanna Fahlmer

Mannheim , 〈16. Mai 1775. Dienstag〉 → 〈Frankfurt a. M.〉


Ich bin liebe Tante in Manheim u. mir ist's toll genug. Sie müssen mir schreiben, nach Strasb. an Aktuar Salzmann die Adresse. Und wenn Erwin aufgeführt wird bitt ich doch ia um eine Relation. denn eine Farce giebts doch. Und ob Lili drinn war? Und sonst. Grüsen Sie Friz. Adieu. Dienstag.

G.

Die Erwähnung von Lili Schönemann (191,10) weist auf das Jahr 1775 hin, die Ortsangabe in Manheim (191,7) auf den Beginn von Goethes Reise in die Schweiz: Am Sonntag, dem 14. Mai, war Goethe aufgebrochen (vgl. Friedrich Leopold zu Stolbergs Brief an Katharina zu Stolberg, 12. Mai 1775; BG 1, 332). Die Reise führte am selben Tag nach Darmstadt, anschließend nach Mannheim und am 17. Mai nach Heidelberg (vgl. BG 1, 334). Über die weitere Reiseroute vgl. die zweite Erläuterung zu 191,1. Der von Goethe genannte Dienstag (191,11) war der 16. Mai 1775.

H: Privatbesitz, Deutschland. – 1 Bl. 17,7(–17,9) × 23 cm, von einem Doppelblatt abgeschnitten, am rechten Seitenrand ein etwa 1 cm breiter Streifen von Bl. 2, ⅓ S. quer beschr., egh., Tinte; Rs. unten rechts Siegel: Satyr (?); oben rechts von Johanna Fahlmers Hd, Tinte: „N​r 1“. (Die Nummerierung bezieht sich auf die Briefe, die Goethe ihr während seiner Schweizer Reise schrieb.) – Faksimile: Morris, Goethes erste Schweizer Reise, 10.

E: Goethe-Fahlmer (1875), 82, Nr 30.

WA IV 2 (1887), 264, Nr 332 (nach E; Textkorrektur nach H in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 213).

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Johanna Fahlmer antwortete möglicherweise mit dem nicht überlieferten Brief, für den sich Goethe am 24. Mai 1775 in Straßburg bedankt (vgl. 191,16–17).

mir ist's toll genug] Einen Eindruck vom Aufenthalt in Mannheim in Gesellschaft der Brüder Stolberg und Christian August Heinrich Curt Graf von Haugwitz' vermittelt die Schilderung im 18. Buch von „Dichtung und Wahrheit“ (vgl. AA DuW 1, 600 f.).

Aktuar Salzmann] Johann Daniel Salzmann, Aktuar am Vormundschaftsgericht in Straßburg, der den Vorsitz bei der Tischgesellschaft der Schwestern Lauth führte. Den erheblich älteren und erfahrenen Juristen hatte sich Goethe schon bald nach seiner Ankunft in Straßburg zu seinem persönlichen Ratgeber erkoren (vgl. GB 1 II, einleitende Erläuterung zu Nr 81).

Erwin aufgeführt] Gemeint ist das Singspiel „Erwin und Elmire“. Es handelte sich wohl um eine Liebhaberaufführung; die erste öffentliche Aufführung in Frankfurt fand am 13. September 1775 durch die Marchandsche Schauspieltruppe statt.

Relation] Lat. relatio: Bericht, Erzählung.

Und ob Lili drinn war?] Die Reaktion seiner Verlobten Anna Elisabeth (Lili) Schönemann interessierte Goethe besonders; ihr war das Stück gewidmet.

Friz] Friedrich Heinrich Jacobi.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 240 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR240_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 191, Nr 240 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 490–491, Nr 240 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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