Goethes Briefe: GB 2, Nr. 227
An Hans Buff

〈Frankfurt a. M. , vor dem 3. April 1775?〉 → 〈Wetzlar〉


Hier ist ein guter Freund von mir, ich wäre gern mitgekommen lieber Hans aber das will nicht gehn. Wenn ihr mich lieb behaltet, so hoff ich doch einmal zu erleben, dass ich euch wiedersehe. Was er an Hℓ. Plitt thut will ich für mich annehmen. Bring er ihn zu Brandts, und grüs er die Schwestern denen der junge Mann auch ohne mein Empfel wohlgefallen wird. Meine Buben sollen mich lieb behalten. Ich schick ihnen was aus der Mess. Sophie und Ammel haben mich hoff ich nicht vergessen. Sey er immer brav. Die​ Franckf Zei ​tungen kauff er sich nicht, er kann sie zu nichts brauchen. Wenn ich ein gut buch für ​1 ihn finde schick ich s ihm. Adieu und vergiss er nicht zu schreiben.

Goethe

  1. g​für​ ↑

Die Datierung ist unsicher. Dem Inhalt des Briefes nach lag Goethes Aufenthalt in Wetzlar offenbar schon längere Zeit zurück (vgl. 184,18–19), außerdem stand eine Messe bevor (vgl. 184,23), und Goethe verspricht, ein Buch zu schicken (vgl. 184,25–185,1). Mit diesem zuletzt angeführten Hinweis korrespondiert ein Eintrag ins „Ausgabebüchlein“, in dem unter dem 13. April 1775 eine Paketsendung an Hans Buff vermerkt ist: P. Hℓ. ​Buff f. Wezlar (AB, 5). Goethe könnte am 13. April das versprochene Buch geschickt haben, mit der bevorstehenden Messe wäre dann die Ostermesse gemeint, die 1775 am 18. April begann. Der vorliegende Brief könnte demnach kurz vor dem 13. April 1775 geschrieben worden sein. – Allerdings ist im „Ausgabebüchlein“ für den April und Mai 1775 keine weitere Sendung nach Wetzlar vermerkt, die die angekündigten Messegeschenke für die Buben (184,22) enthalten haben könnte. Möglicherweise wurden die Geschenke „mit Gelegenheit“ befördert, d. h. einem Reisenden mitgegeben. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass der Brief in den April 1774 gehört, mit der bevorstehenden Messe wäre dann die Ostermesse 1774 gemeint. Morris und Fischer-Lamberg ordnen den Brief vermutungsweise so ein (vgl. DjG​2 4, 14 f., Nr 219 und DjG​3 4, 13, Nr 228). – Dagegen scheidet ein inhaltlicher Bezug zu den Herbstmessen wohl aus, die in Frankfurt jeweils um den 8. September begannen: 1773 schrieb Goethe etwa am 16. September an Hans Buff, und zwar in der Annahme, dass er bald selbst einmal nach Wetzlar kommen würde (vgl. 44,2), was im Widerspruch zum Beginn des vorliegenden Briefes steht (vgl. 184,18–19). 1774 würde der Brief genau in die Zeit fallen, in der Goethe die Nachricht vom Tod des Bruders Albrecht erhalten hatte, auf den er im Brief vom 31. August eingegangen war (vgl. Nr 142), den er aber im vorliegenden Brief unerwähnt lässt. 1775 schließlich hielt sich Hans im September schon nicht mehr in Wetzlar auf (vgl. Überlieferung zu Nr 255).

H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 27. – Doppelblatt 19(–19,2) × 22,2 (–22,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte, flüchtig geschrieben; S. 3 Adresse, Tinte: An Herrn / Hans Buff; rotes Initialsiegel: „G“; Bl. 2 am rechten Rand in der Mitte Siegelausriss.

E: Goethe und Werther​1 (1854), 195, Nr 89.

WA IV 2 (1887), 131 f., Nr 190 (Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 208).

Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht überlieferten Brief Hans Buffs (vgl. zu 184,24–25). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.

Postsendungen: 13. April 1775 (AB, 5; vgl. Datierung).

ein guter Freund] Gemeint ist der im Folgenden erwähnte Herr Plitt, möglicherweise ein Sohn oder ein Verwandter des Seniors des Frankfurter lutherischen Predigerkonvents Johann Jacob Plitt (vgl. auch GB 1 II, zu 237,19–20).

Brandts] Die kinderreiche Familie des Prokurators und Hofrats Johann Ferdinand Wilhelm Brandt, die ebenfalls in einem der Gebäude des Deutschordenshofs wohnte und bei der ähnlich wie bei den Buffs Juristen und Praktikanten des Reichskammergerichts verkehrten.

die Schwestern] Dem Kontext zufolge können damit nur die beiden älteren Schwestern Caroline und Helene Buff gemeint sein.

Meine Buben] Wahrscheinlich sind die jüngsten Geschwister Hans Buffs, der achtjährige Ernst und der sechsjährige Ludwig, gemeint, möglicherweise auch noch Friedrich und Georg, damals dreizehn und elf Jahre alt. Der drittjüngste Bruder Albrecht war 1774 gestorben.

aus der Mess] Mess: frankfurterisch; gemeint ist die Frankfurter Ostermesse (vgl. Datierung).

Sophie und Ammel] Die jüngsten Schwestern von Hans, die damals 15-jährige Sophie und die zehnjährige Amalia Buff.

​Franckf Zeitungen kauff er sich nicht] Frankfurter Zeitungen: wohl die FGA, aus deren Redaktion Goethe bereits Ende 1772 ausgeschieden war (vgl. GB 1 II, zu 249,13–14). Wahrscheinlich mit Bezug auf einen nicht überlieferten Brief Hans Buffs geschrieben.

ein gut buch 〈…〉 schick ich s] Ob Goethe seine Ankündigung wahrmachte und welches Buch er Hans Buff geschickt hat, konnte nicht ermittelt werden (vgl. Datierung).

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 227 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR227_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 184–185, Nr 227 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 468–469, Nr 227 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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