Goethes Briefe: GB 2, Nr. 225
An Johanna Fahlmer

〈Frankfurt a. M. , vermutlich zwischen 31. März und 12. April 1775〉 → 〈Frankfurt a. M.〉

〈Druck〉


Sie sind recht lieb – ich hab meine Antwort an Friz zurückgehalten denn sie war würcklich ​mistisch. Doch thuts das ​klare und ​tref ​fende auch nicht, das ist Wasser und keine Taufe. Wer davon trinckt den wirds wieder dürsten – Also lassen Sies gut seyn. ​Wild könnt ich wohl über Frizzen werden ​bös nie. Ade.

Hier ist Prometheus – Noch gehts mit mir den Strom gefällig hinab – helfe auch wohl mit dem Ruder nach –

G.

Goethe bezieht sich auf die erste Fassung seines Briefes an Friedrich Heinrich Jacobi vom 1., 12. oder 13. April 1775 (Nr 226), mit welchem er auf einen nicht überlieferten Brief Jacobis antwortete (vgl. zu 183,16). Diesen könnte Goethe frühestens am 29. oder 30. März erhalten haben (vgl. ebd.); er hat ihn vermutlich umgehend und offenbar in heftigen Worten erwidert. Diese Antwort hatte er zunächst an Johanna Fahlmer geschickt, die davon abriet, sie in dieser Form Jacobi mitzuteilen. Goethe schrieb den Brief neu und sandte ihn in abgemilderter Fassung am 1., 12. oder 13. April ab (vgl. Datierung zu Nr 226). Zuvor schrieb er den vorliegenden Brief, also frühestens am 31. März, spätestens am 12. April.

H: Verbleib unbekannt; 1912 im Besitz von Louis Koch, Frankfurt a. M. (vgl. DjG​2 6, 260, zu Nr 137).

E: Goethe-Fahlmer (1875), 79 f., Nr 28.

D: DjG​2 5 (1911), 27, Nr 341 (nach H).

WA IV 2 (1887), 256 f., Nr 322 (nach E; Textkorrektur nach H in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 212).

Textgrundlage: D. – Für E wurde H nicht autopsiert (vgl. Goethe-Fahlmer, 17 und 79).

Vermutlich 1 Exemplar von Heinrich Leopold Wagners „Prometheus, Deukalion und seine Recensenten“ (vgl. die erste Erläuterung zu 184,3).

Das Billett beantwortet einen nicht überlieferten Brief Johanna Fahlmers (vgl. den Anfang des Briefes). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.

meine Antwort an Friz] Gemeint ist die erste, nicht überlieferte Fassung eines Briefes von Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, der vermutlich vom 1., 12. oder 13. April stammt (Nr 226). Inhalt des Briefes war eine Auseinandersetzung wegen Goethes „Stella“. Jacobi hatte am 25. März? geschrieben: „Diesen Abend erwart' ich Stella“ (Zeile 57; Brief abgedruckt im Anschluss an die Erläuterungen zu Nr 210; zur Problematik der Datierung von Jacobis Brief vgl. die Ausführungen im Anschluss an den Abdruck des Briefes), und sich nach Erhalt und Lektüre des Stücks vermutlich sogleich mit einem (nicht überlieferten) kritischen Brief an Goethe gewandt; vgl. die einleitende Erläuterung Nr 226.

​mistisch] ‚Mystisch‘ hier: „geheimnißvoll überhaupt“ (Adelung 3, 352).

Wer davon trinckt den wirds wieder dürsten] Dies sagte Jesus im Gespräch mit der Samariterin über das gewöhnliche Wasser aus dem Jakobsbrunnen; dann wies er auf das lebendige Wasser hin, das er zu geben habe; dieses lasse den Menschen nie mehr dürsten (vgl. Johannes 4,13).

Prometheus] Vermutlich ist weder Goethes dramatisches Fragment noch sein Hymnus gemeint, sondern ein von Johanna Fahlmer erbetenes Exemplar von Heinrich Leopold Wagners Satire „Prometheus, Deukalion und seine Recensenten“ (vgl. zu 180,1).

den Strom gefällig hinab] Möglicherweise mit Bezug auf Goethes Besuche bei Anna Elisabeth Schönemann: Von Offenbach aus fuhr Goethe gern auf dem Main nach Frankfurt zurück (vgl. Goethe-Fahlmer, 80).

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 225 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR225_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 183–184, Nr 225 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 464–465, Nr 225 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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