Goethes Briefe: GB 2, Nr. 217
An Philipp Erasmus Reich

Frankfurt a. M. , 28. März 1775. Dienstag → 〈Leipzig〉


Ich bitte sie lieber Hℓ. Reich mir unschweer zu melden, wie lange Zeit ich habe biss ich wieder etwas Manuscript zu schicken brauche – die Ursache ist die – Aus Lavaters Hand liegt nun alles fertig bey mir, aber ich möchte noch einige Zugaben machen, woran ich würcklich angefangen habe – Indessen kann alles wenns ​seyn muss stündlich an Sie abgehn. Leben Sie recht wohl. Frfurt dℓ. 28 Marz.1775.            G.

H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 44. – 1 Bl. 17,1 × 10,9 cm, Bordüre mit gereihtem Dreiblatt auf drei Balken (vgl. Mick, Nr 4), 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. am linken Rand quer geschr. Empfangsvermerk: „1775. 2. Apℓ. Ffurth / D Göthe“.

E: Goethe-Lavater​1 (1833), 173, o. Nr.

WA IV 2 (1887), 250, Nr 310.

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.

alles fertig bey mir] Gemeint ist das Manuskript zum 1. Band von Lavaters „Physiognomischen Fragmenten“. Am 24. März lag das Manuskript bis zum 17. Fragment, Übung „Z.“, vor (vgl. Nr 212). Nun waren der Rest des 17. Fragments, Übungen „AA.“ bis „PP.“, und das 18. Fragment „Vermischtes“ (S. 267–271) in Goethes Händen.

einige Zugaben] Von den „Physiognomischen Uebungen“ im 17. Fragment stammen folgende von Goethe: „G. Ein Kopf nach Raphael“ (S. 198 f.), „H. Ein zweyter Kopf nach Raphael“ (S. 200 f.), „EE. Homer nach einem in Constantinopel gefundnen Bruchstück“ (S. 245 f.) und „PP. Rameau“ (S. 266) sowie der „Beschluß“ des 1. Bandes, „Lied eines physiognomischen Zeichners“ (S. 272). Das geht aus Lavaters eigenen Hinweisen hervor (vgl. Physiognomische Fragmente 〈…〉. Bd 3. Leipzig und Winterthur 1777, S. 16 und 21). Die Texte finden sich in: DjG​3 4, 275–279 und 5, 196–199 (vgl. außerdem die Erläuterungen zu Nr 166 und 168). Auch an Kapitel „DD.“ der „Physiognomischen Uebungen“, „Vier Silhouetten von trefflichen Männern“ (S. 241–244), hatte Goethe Anteil; Lavater zitiert die Anmerkung eines „scharfsinnigen Beobachters“ über die Silhouette Klopstocks: Diese sanftabgehende Stirne bezeichnet reinen Menschenverstand; ihre Höhe über dem Auge Eigenheit und Feinheit; es ist die Nase eines Bemerkers; in dem Munde liegt Lieblichkeit, Präcision, und in der Verbindung mit dem Kinne, Gewißheit. Ueber dem Ganzen ruht ein unbeschreiblicher Friede, Reinheit und Mäßigkeit (S. 241; vgl. auch DjG​3 4, 275).

würcklich] Wirklich, hier wohl in temporaler Verwendung im Sinne von: gegenwärtig, augenblicklich, jetzt geschehend (vgl. Grimm 14 II, 581).

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 217 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR217_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 180–181, Nr 217 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 453–454, Nr 217 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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