Goethes Briefe: GB 2, Nr. 152
An Johanna Fahlmer

〈Frankfurt a. M. , Mitte? Oktober 1774〉 → 〈Frankfurt a. M.〉


Ich mag nicht zu ihnen kommen l. Tante, ich bin unverträglich und unerträglich. Hier ist der geistℓ. Don Quix. Was hören Sie von Friz? Wann kommt er wohl. Grüsen Sie ihn herzlich. Ich habe sonst wohl noch allerley guts, sizze aber wieder drachenartig drüber. Lebens halt wohl.

G.

Schon Anfang Oktober wartete Goethe auf eine Äußerung Friedrich Heinrich Jacobis über dessen „Werther“-Lektüre (vgl. Nr 151). Im vorliegenden Brief erkundigte er sich nochmals danach (vgl. 132,17). Jacobi schrieb ihm erst am 21. Oktober (vgl. JB I 1, 263–266). Demnach könnte das vorliegende Billett Mitte Oktober geschrieben worden sein.

H: Privatbesitz, Deutschland. – 1 Bl. 18,4 × 6,9(–7,1) cm, von einem Doppelblatt abgeschnitten, unterer Rand beschnitten, am linken Seitenrand ein 3 mm breiter Streifen des zweiten Blatts, 1 S. beschr., egh., Tinte; Vs. oben links Siegelrest, daneben von Johanna Fahlmers Hd, Tinte: „​Nr​o 2“ (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 151).

E: Goethe-Fahlmer (1875), 60, Nr 14.

WA IV 2 (1887), 201 f., Nr 257 (nach E).

1 Exemplar des Romans „Der Geistliche Don Qvixote“ (vgl. die erste Erläuterung zu 132,17).

Das Billett beantwortet möglicherweise einen nicht überlieferten Brief Johanna Fahlmers, der die Einladung zu einem Besuch enthielt. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.

ich bin unverträglich und unerträglich] Zu dem Übelbefinden dürfte Johann Christian Kestners empörte Reaktion auf die Veröffentlichung der „Leiden des jungen Werthers“ beigetragen haben; Kestners Brief ist abgedruckt in der Erläuterung zu 133,20.

der geistℓ. Don Quix.] Der Geistliche Don Qvixote, oder Gottfried Wildgoosens den Sommer über angestellte Wanderschaft. Ein komischer Roman. Aus dem Englischen 〈von Johann Gottfried Gellius〉. 3 Tle. Leipzig 1773. Vgl. auch zu 129,1. – Das englische Original von Richard Graves war im selben Jahr in London erschienen (The spiritual Quixote, or The summer's ramble of Mr. Geoffrey Wildgoose: a comic romance).

Was hören Sie von Friz?] Goethe wartete darauf, Friedrich Heinrich Jacobis Meinung über den „Werther“ zu erfahren; vgl. Datierung.

Wann kommt er wohl.] Am 6. November schrieb Jacobi: „Ich existiere itzt blos in dem Gedanken bald zu Frankfurt zu seyn.“ (JB I 1, 268.) Er kam Anfang Januar 1775 nach Frankfurt.

drachenartig] Wie „ein (schatzhütender) Drache“, (GWb 2, 1251); Wortbildung Goethes, nur an dieser Stelle belegt.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 152 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR152_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 132, Nr 152 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 330–331, Nr 152 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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