Goethes Briefe: GB 2, Nr. 128
An Sophie La Roche

〈Ems , 18.? Juli 1774. Montag?〉 → 〈Frankfurt a. M.?〉

〈Abschrift〉


Hier Mama ist die Grabschrift mich würde unendlich freuen wenn Sie Prinzesinnen wahlten. Schicken Sie sie doch bald der Fr: v: Pretlach. Kommen Sie mir bald nah. Küssen Sie den leidenten Engel von mir und so geh ich zur Lulu.      G.

Der Brief wurde vermutlich an dem Tag geschrieben, an dem Goethe Sophie La Roches Tochter Luise (Lulu) bei der Familie d'Ester besuchte; Goethe kündigt den Besuch im vorliegenden Brief an (vgl. 103,4) und bestätigt ihn im nächsten Brief an Sophie La Roche vom 19. Juli (Nr 129). Aus Lavaters Tagebuch geht hervor, dass der Besuch in Vallendar bei Koblenz am Nachmittag des 18. Juli stattfand (vgl. Goethe-Lavater​3, 308). Am selben Tag hatte Goethe mit Lavater und Basedow von Ems aus die gemeinsame Lahn- und Rheinreise angetreten. Er schrieb den vorliegenden Brief wahrscheinlich zur Zeit des Aufbruchs.

H: Verbleib unbekannt.

h​1: The Pierpont Morgan Library, New York, Misc. Heineman, H Goethe-Bettina, MSS 1. – Abschrift von Bettine Brentano vom 2. oder 3. Juni 1806 (= h​a; vgl. Vorbemerkung in der Überlieferung zu Nr 47).

h​2: The Pierpont Morgan Library, New York, Misc. Heineman, H Goethe-Bettina, MSS 1. – Abschrift von Bettine Brentano (= h​b; vgl. Vorbemerkung in der Überlieferung zu Nr 47).

h​3: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 10721–10732. – Abschrift von Johann Friedrich (Fritz) Schlosser (= h​c; vgl. Vorbemerkung in der Überlieferung zu Nr 47).

h​4: GSA Weimar, Sign.: 29/294,III. – Abschrift von fremder Hd (= h​d; vgl. Vorbemerkung in der Überlieferung zu Nr 47).

E: Frese (1877), 159, zwischen Nr 26 und 27 (nach h​3).

WA IV 2 (1887), 181 f., Nr 238 (nach Goethe-La Roche, 61 [dort vermutlich nach einer nicht überlieferten Abschrift von h​3]).

Textgrundlage: h​1. – Vgl. Vorbemerkung in der Überlieferung zu Nr 47.

Grabschrift] Grabschrifft, ​h​2 Sie] sie ​h​2 Prinzesinnen] Prinzessinen ​h​2 wahlten] wählten ​h​2 Pretlach] Bretlach ​h​2 nah] nach ​h​2 mir und] mir. Und ​h​2 Lulu.] Lulu ​h​2 G.] G: ​Unterschrift in der Mitte unter dem Text h​2

Manuskript eines Gedichts (vgl. zu 103,1).

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.

Ob sich Sophie La Roche, die sich im Sommer drei Wochen in Frankfurt aufhielt (vgl. Datierung zu Nr 127), noch dort oder bereits wieder in Ehrenbreitstein aufhielt, ist nicht sicher zu klären; wahrscheinlich war sie noch nicht abgereist (vgl. zu 103,3).

Grabschrift] Es könnte sich um ein (von Sophie La Roche angeregtes?) nicht überliefertes Gedicht handeln, das dem Andenken der am 30. März 1774 gestorbenen Landgräfin Karoline von Hessen-Darmstadt und deren kurz zuvor am 25. März gestorbenen Mutter, der Herzogin Karoline von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld, gewidmet war: „Schaale der Erinnerung einem Milden Fürstenpaar geweiht 1774“ (Barbara Schultheß' Verzeichnis von Goethes Gedichten, Nr 34; WA I 1, 365); vgl. dazu Heinrich Spiess: Anmerkungen zu dem von Barbara Schulthess angefertigten Verzeichnis Goethischer Gedichte. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 52 (1927), S. 138–149, bes. S. 141–145.

wenn Sie Prinzesinnen wahlten] Vielleicht hatte Goethe für einen Vers des Gedichtes variante Formulierungen vorgeschlagen.

Fr: v: Pretlach] Friederike Sophie von Pretlack, Oberhofmeisterin und Vertraute der verstorbenen Landgräfin, inzwischen Begleiterin der Prinzessin Louise von Hessen-Darmstadt in Karlsruhe.

leidenten Engel] Gemeint ist vermutlich Maximiliane Brentano, die zum ersten Mal schwanger war. Da die Formulierung Küssen Sie auf die persönliche Gegenwart der zu Grüßenden hindeutet, hielt sich Sophie La Roche wahrscheinlich noch in Frankfurt auf.

Lulu] Sophie La Roches Tochter Luise; vgl. Datierung.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 128 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR128_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 103, Nr 128 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 280–281, Nr 128 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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