Goethes Briefe: GB 2, Nr. 211
An Sophie La Roche

〈Frankfurt a. M. 〉, 21. März 1775. Dienstag → Ehrenbreitstein bei Koblenz


Liebe Mama, Brentano hat mir ihre täglichen Briefe an Ihn gezeigt. das Weibgen ist wohl, und ich wünsche dass die Freundschafft und das Zutrauen, das mir bisher der Mann bezeugt, ungeheuchelt seyn möge, ich glaubs wenigstens, und so hoff ich dass ich der Kleinen künftig keinen Verdruss mehr, und vielleicht eine angenehme Stunde hie u. da machen werde. Sagen Sie ihr das mit dem herzlichsten Grus.

Täglich streb ich und arbeit ich braver zu werden, hab auch Gott sey danck wieder Relais Pferde für meine weitere Route getroffen. Adieu liebe Mama, und nun noch eine Bitte. dem Von Buri in Neuwied gab ich lezten Sommer einige Gedichte, die er mir vorenthält, das verdriesst mich, ich hab ihm geschrieben, er lies mir durch einen dritten sagen: er wolle ​1 mir sie durch Madame l. R. schicken. Bitte, bitte liebe Mama schaffen Sie mir sie. Was hab ich denn lezten Freytag empfangen sollen? Hℓ. v. Hohenfeld viel Grüse. Ade liebe Mama dℓ. 21. Merz 1775.

G.

  1. w×​olle​ ↑

H: GSA Weimar, Sign.: 29/294,I, Bl. 22–23. – Doppelblatt 19 × 23(–23,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte, sorgfältig geschrieben; S. 3 Adresse: Herrn / Herrn Geheimderath / von la Roche / nach / Coblenz; unter der Adresse rotes Initialsiegel: „G“; Bl. 2 am rechten Rand in der Mitte durch Herauslösen des Siegels beschädigt; obere rechte Ecke beider Blätter abgerissen.

E: Frese (1877), 161, Nr 31.

WA IV 2 (1887), 245 f., Nr 305.

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Der Antwortbrief, auf den sich Nr 216 bezieht (vgl. zu 180,10–11), ist nicht überliefert.

ihre täglichen Briefe an Ihn] Briefe Sophie La Roches an ihren Schwiegersohn Peter Anton Brentano über das Befinden ihrer Tochter Maximiliane Brentano und des am 12. März geborenen Enkels Georg; sie sind nicht überliefert.

ungeheuchelt] Brentano war Maximilianes wegen eifersüchtig auf Goethe gewesen; vgl. zu 95,3.

braver] Brav: im zeitgenössischen Sinn von allgemein ,tüchtig‘.

Relais Pferde] Wechselpferde (franz. relais: Umspannort, Poststation). Vgl. das Bild von den Schrittschuen 〈…〉 auf dem Pfade des Lebens (177,8–9) in Nr 210 vom selben Datum.

Buri] Ernst Carl Ludwig Ysenburg von Buri (zu Goethes früher Korrespondenz mit Buri und zu dessen Person vgl. GB 1 II, einleitende Erläuterung zu Nr 1).

lezten Sommer] Auf seiner Rheinreise hatte Goethe am 19. Juli 1774 Neuwied besucht (vgl. Nr 129).

einige Gedichte] Näheres wurde nicht ermittelt.

ich hab ihm geschrieben] Vgl. EB 64.

einen dritten] Nicht ermittelt.

l. R.] La Roche.

Was hab ich 〈…〉 empfangen sollen?] Vgl. zu 176,17.

Hohenfeld] Christoph Philipp Willibald von Hohenfeld.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 211 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR211_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 177–178, Nr 211 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 444–445, Nr 211 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

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