Goethes Briefe: GB 2, Nr. 262
An Johanna Fahlmer

〈Frankfurt a. M. , vermutlich zwischen 11. und 14. September 1775〉 → 〈Frankfurt a. M.〉


Liebste Tante ich komme von Offenbach.! – kann Ihnen weder Blick noch Zug geben von der Wirthschafft. Mein Herz immer wie ein Strumpf, das äussre zu innerst, das innre zu äuserst gekehrt. Bitte! Bitte! – Sehen Sie sich in der Messe um, nach was – fur Lili​1!!!! ​Galanterie Bijouterie, das neuste, eleganteste! —— Sie fuhlens allein! und meine Liebe dazu!​2 aber heilig 〈   〉ter uns, der Mama nichts davon. de〈   〉 Gerocks nichts. Ich bitte. Und sche〈   〉 Was es kostet!!!! –

  1. s​Lili​ ↑
  2. dazu,​!​ ↑

Die Erwähnung von Lili Schönemann (213,2) weist auf das Jahr 1775 hin, die Erwähnung der Frankfurter Messe (213,2) auf April oder September 1775. Da sich Goethe im April gerade verlobt hatte, dürften die Klage über die Problematik dieser Beziehung und seine eigene Unsicherheit, die im vorliegenden Billett zum Ausdruck kommt, eher aus dem September stammen. Die Herbstmesse begann 1775 am Montag, dem 11. September. Am Tag zuvor, Sonntag, hatte sich Goethe mit seiner Verlobten zur Hochzeit des Pfarrers Johann Ludwig Ewald in Offenbach aufgehalten; am 17. September schreibt Goethe an Augusta zu Stolberg aus Offenbach: Heut vor acht Tagen war Lili hier. (216,4.) Spätestens am 14. September war er wieder in Frankfurt, wie aus demselben Brief hervorgeht. Das vorliegende Billett wurde vermutlich zwischen dem 11. und 14. September 1775 geschrieben.

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 20166. – 1 Bl. 19,2 × 13,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. links oben rotes Initialsiegel: „G“, ferner Adresse: Msll ​Fahlmer; untere rechte Ecke ausgerissen, Textverlust (vgl. 213,4–5). – Faksimile: Stargardt-Katalog 620, Auktion am 10. und 11. Juni 1980, S. 31, Nr 101.

E: Goethe-Fahlmer (1875), 93 f., Nr 36.

WA IV 2 (1887), 285, Nr 353 (nach E; Textkorrektur nach H in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 213).

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.

Blick] „Vorstellungs-, Erinnerungsbild“ (GWb 2, 779).

Zug] Hier: Eigenschaft, Eigentümlichkeit.

Wirthschafft] „Inbegriff 〈…〉 aller häuslichen Geschäfte“ (Adelung 4, 1577).

Messe] Die Messe, die 1775 am 11. September begann, dauerte drei Wochen (vgl. zu 211,10).

​Galanterie] „Modeputz, -schmuck(stück)“ (GWb 3, 1064), „kleines Geschenk an ein Frauenzimmer“ (Schweizer 1, 320).

​Bijouterie] „Schmuck(waren)“ (GWb 2, 653), „Galanterie-Waaren, kleine Putzwaaren von Gold und Silber und Edelsteinen“ (Schweizer 1, 104).

〈  〉ter] Buchstabenverlust durch Beschädigung.

Mama] Hier dürfte nicht wie sonst oft Sophie La Roche gemeint sein, sondern Goethes Mutter.

de〈  〉] Textverlust durch Beschädigung.

Gerocks] Johann Georg Gerock und seine Familie, die mit den Goethes befreundet war.

sche〈  〉] Textverlust durch Beschädigung.

 

 
 

Nutzungsbedingungen

Kontrollen

Kontrast:
SW-Kontrastbild:
Helligkeit:

Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 262 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR262_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 212–213, Nr 262 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 537–538, Nr 262 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

Zurück zum Seitenanfang