BuG:BuG I, A 443
Straßburg 13./20. 7. 1775

J. M. R. Lenz an Sophie v. La Roche 31. 7. 1775 (Freye - Stammler 1, 122)

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Straßburg 13./20. 7. 1775

Ich habe mit Göthen Göttertage genossen, von denen sich nichts erzählen läßt. Sie werden ihn, meyne ich, nun bald sprechen.

An Sophie v. La Roche 1. 8. 1775 (WA IV 2, 271)

Straßburg 13./20. 7. 1775

Wie stehn Sie mit Lenz? Ich weiss kein Wort von, er hat mir Ihre Briefe nicht sehen lassen, mir scheint als wenn Sie mit dem Originalgen nicht gut zurechte kämen. Er wälzt sein Tönngen mit viel Innigkeit und Treue.

J. M. R. Lenz, Moralische Bekehrung eines Poeten (GJb 10, 62)

Straßburg 13./20. 7. 1775

Dass ich mich nie auch über das geringste Haar von Kränkung oder Einschränkung bey ihm zu beschweren gehabt, vielmehr er von mir manche Insolenz ertragen ohne mir einmahl eine finstre Miene – o mein Goethe! ...

Heut sass ich da wo wir bey seinem Hierseyn die Nacht geschlaffen und überschaute den nun einsamen traurigen vom Mond beschienenen Plan. Ach ich muss von ihm, Länder zwischen uns setzen, Goethe erster Gespiele meiner Jugend.

J. M. R. Lenz (Stöber2 S. 177)

Straßburg 13./20. 7. 1775

Goethe war nie ein anderer Wohlthäter von mir, als von Seiten des Herzens und Geistes. Alle Hülfe die er mir anbot, hab ich nicht angenommen.

J. M. R. Lenz an Sophie v. La Roche 31. 7. 1775 (Freye - Stammler 1, 122)

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Straßburg 13./20. 7. 1775

An meinen einmal geschriebenen Stücken feile ich nie. Ich habe es einmal thun wollen, es hätte mich fast das Leben gekostet, und Göthe ist auch da mein Retter gewesen.

Dichtung und Wahrheit XIV (WA I 28, 249)

Straßburg 13./20. 7. 1775

Mündlich und nachher schriftlich hatte er [Lenz] mir die sämmtlichen Irrgänge seiner Kreuz- und Querbewegungen in Bezug auf jenes Frauenzimmer [Cleophe Fibich] vertraut. Die Poesie die er in das Gemeinste zu legen wußte, setzte mich oft in Erstaunen, so daß ich ihn dringend bat, den Kern dieses weitschweifigen Abenteuers geistreich zu befruchten, und einen kleinen Roman daraus zu bilden; aber es war nicht seine Sache, ihm konnte nicht wohl werden, als wenn er sich gränzenlos im Einzelnen verfloß und sich an einem unendlichen Faden ohne Absicht hinspann.

J. G. Zimmermann an Charlotte v. Stein 22. 10. 1775 (Mitteilungen Berlin 1897, 15)

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Straßburg 13./20. 7. 1775

A Strassbourg j’ay montré entré cent autres silhouettes la votre, Madame, à Mr. Göthe. Voici ce qu’il a ecrit de sa propre main au bas de ce Portrait: „Es wäre ein herrliches Schauspiel zu sehen, wie die Welt sich in dieser Seele spiegelt. Sie sieht die Welt wie sie ist, und doch durch’s Medium der Liebe. So ist auch Sanftheit der allgemeinere Eindruck“. Jamais, à mon avis, on a jugé sur une silhouette avec plus de génie; jamais on n’a parlé de Vous, Madame, avec plus de verité.

J. G. Zimmermann, Über die Einsamkeit 2, 39

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Straßburg 13./20. 7. 1775

Alles um Liebe, sagt Göthe, und wer ihn gesehen hat, weiß wie er durch Anmuth die Kraft seines Geistes zudecket und durch Freundlichkeit den Ernst seiner einsamen Stunden.

J. G. Zimmermann an Unbekannt 28. 5. 1775 (Aukt.-Kat. Henrici 73, 92)

Straßburg 13./20. 7. 1775

Lachen sollen Sie, nicht aus der Fassung kommen, wegen dem was ich Ihnen über den Schluß von Lavaters Physiognomik geschrieben habe. In meinem Leben wäre mir nicht eingefallen, daß Göthe an einem solchen Ort ein Lied hinsetzen würde – und zwar ein Lied, das Lavater nicht gemacht hat ... Auf meiner Reise nach der Schweiz werde ich Göthe in Frankfurt sehen und mich alsdann selbst mit ihm darüber expectoriren.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0443 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0443.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 359 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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