BuG:BuG I, A 400
Frankfurt 8. 5. 1775

Chr. Graf zu Stolberg an Henriette Gräfin Bernstorff 12. 5. 1775 (Janssen 1, 32)

B2 94

Frankfurt 8. (?) 5. 1775

Von Gießen ging’s ganz früh wieder weg und Vormittags bei guter Zeit waren wir hier [Frankfurt]. Mein Herz schlug mir vor Begierde, unseren lieben Haugwitz zu sehen. Er war bei Göthe. Gleich ließen wir ihn holen. Göthe kam bald zu uns, er war in wenigen Tagen mit Haugwitz intim geworden und ward es auch gleich mit uns. Er aß mit uns und wir waren, als hätten wir uns Jahre lang gekannt. Es ist ein gar herrlicher Mann. Die Fülle der heißen Empfindung strömt aus jedem Wort, aus jeder Miene. Er ist bis zum Ungestüm lebhaft, aber auch aus dem Ungestüm blickt das zärtlich liebende Herz hervor. Wir sind immer beisammen und genießen zusammen alles Glück und Wohl, das die Freundschaft geben kann. Er kann sich nicht von uns trennen und will zu unserer größten Freude einen Theil der Reise mit uns machen. O möchte es doch die ganze sein! Du kannst denken, wie uns das freut!

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0400 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0400.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 331 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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