BuG:BuG I, A 369
Frankfurt Winter 1774

Klinger an J. M. R. Lenz o. Dat. (GJb 9, 11)

B2 74

Frankfurt Dez. (?) 1774

Nun wollte ich auf Akademieen gehn, hatte keine 100 fl. Ich ward mit Goethe bekannt. Das war die erste frohe Stunde meiner Jugend. Er bot mir seine Hülfe an. Ich sagte nicht alles und gieng so, weil ich lieber sterben wollte als unverdient was annehmen. Die 100 fl. waren bald all. Der große Goethe drang in mich, machte mir Vorwürfe und nun leb ich schon ein ganzes Jahr von seiner Güte.

Dichtung und Wahrheit XIV (WA I 28, 251)

Frankfurt Winter 1774

Vorübergehend will ich nur, der Folge wegen, noch eines guten Gesellen gedenken, der, obgleich von keinen außerordentlichen Gaben, doch auch mitzählte. Er hieß Wagner, erst ein Glied der Straßburger, dann der Frankfurter Gesellschaft; nicht ohne Geist, Talent und Unterricht. Er zeigte sich als ein Strebender, und so war er willkommen. Auch hielt er treulich an mir, und weil ich aus allem was ich vorhatte kein Geheimniß machte, so erzählte ich ihm wie andern meine Absicht mit Faust, besonders die Katastrophe von Gretchen. Er faßte das Sujet auf, und benutzte es für ein Trauerspiel, die Kindesmörderin. Es war das erste Mal, daß mir jemand etwas von meinen Vorsätzen wegschnappte; es verdroß mich, ohne daß ich’s ihm nachgetragen hätte.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0369 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0369.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 310 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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