BuG:BuG I, A 336
Frankfurt 26. 8. 1774

An Charlotte Kestner 26. 8. 1774 (WA IV 2, 190; 3, 324)

Frankfurt 26. 8. 1774

Wer geht den Augenblick aus meiner Stube? Lotte, liebe Lotte das räthst du nicht. Räthst ehr von berühmten u. unberühmten leuten eine Reihe als die Frau Catrin Lisbet, meine alte Wetzl[arer] Strumpfwaschern, die Schwäzzern die du kennst die dich lieb hat wie alle die um dich waren dein Lebenlang, sich nicht mehr in Wetzlar halten kann, der meine Mutter einen Dienst zu schaffen hofft. Ich hab sie mit herauf genommen in meine Stube, sie sah deine Silhouette, und rief: ach das herzelieb Lottgen in all ihrer Zahnlosigkeit voll waren Ausdrucks. Mir hat sie zum Willkomm in voller Freude Rock und Hand geküsst, und mir erzählt von dir wie du so garstig warst, und ein gut Kind hernach und nicht verschwäzt hättest, wie sie um dich hätte Schläge gekriegt da sie dich zum Lieut. Meyer führte der in deine Mutter verliebt war, und dich sehn und dir was schencken wollte, das sie aber nicht litt pp. alles alles. Du kannst dencken wie werth mir die Frau war ... Wie du sie offt geärgert hast mit denen schlocker Händgen, die du so machst, auch wohl noch, sie machte mir sie vor, und mir wars als wenn dein Geist umschwebte. Und von Carlinen Lehngen allen, und was ich nicht gesehn u. gesehn habe und am Endlichen Ende war doch Lotte u. Lotte u Lotte u Lotte u Lotte, u ohne Lotte nichts und Mangel und Trauer u. der Todt.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0336 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0336.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 294 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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