BuG:BuG I, A 262
Frankfurt 10./15. 9. 1773

An J. Chr. Kestner 15. 9. 1773 (WA IV 2, 105)

Frankfurt 10./15. 9. 1773

Des Cammerrath Jakobis Frau war hier, eine recht liebe brave Frau, ich habe recht wohl mit ihr leben können, binn allen Erklärungen ausgewichen, und habe getahn als hätte sie weder Mann noch Schwager. Sie würde gesucht haben uns zu vergleichen, und ich mag ihre Freundschafft nicht. Sie sollen mich zwingen sie zu achten wie ich sie iezt verachte und dann will und muss ich sie lieben.

An Betty Jacobi ca. 10. 9. 1773 (WA IV 2, 119)

Frankfurt 10./15. 9. 1773

So kurz ich Sie auch gesehn habe ist mir’s doch immer ein so ganz lieber Eindruck Ihrer Gegenwart und dass Sie mich noch ein bissgen mögen.

An Sophie v. La Roche März 1774 (WA IV 2, 101)

Frankfurt 10./15. 9. 1773

Da ich fertig bin ... fällt mir ein dass ich ungerecht gegen die Jacobis binn, hab ich mich denn nicht auch bei ihren Weibern Tanten und Schwestern eingenisstelt, das giebt ihnen nach der strengsten Compensation ein Recht auf meine Cornelie [als Abonenntin der Iris].

Dichtung und Wahrheit XIV (WA I 28, 282)

Frankfurt 10./15. 9. 1773

Schon Sophie Laroche gab uns den besten Begriff von diesen edlen Brüdern [Jacobi]; Demoiselle Fahlmer, von Düsseldorf nach Frankfurt gezogen, und jenem Kreise innig verwandt, gab durch die große Zartheit ihres Gemüths, durch die ungemeine Bildung des Geistes, ein Zeugniß von dem Werth der Gesellschaft in der sie herangewachsen. Sie beschämte uns nach und nach durch ihre Geduld mit unserer grellen oberdeutschen Manier, sie lehrte uns Schonung, indem sie uns fühlen ließ, daß wir derselben auch wohl bedürften. Die Treuherzigkeit der Jüngern Jacobischen Schwester, die große Heiterkeit der Gattin von Fritz Jacobi, leiteten unsern Geist und Sinn immer mehr und mehr nach jenen Gegenden. Die letztgedachte war geeignet, mich völlig einzunehmen: ohne eine Spur von Sentimentalität richtig fühlend, sich munter ausdrückend, eine herrliche Niederländerin, die, ohne Ausdruck von Sinnlichkeit, durch ihr tüchtiges Wesen an die Rubens’schen Frauen erinnerte.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0262 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0262.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 238 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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