BuG:BuG I, A 423
Schwyz - Vierwaldstätter See - St. Gotthard 18. 6. 1775

Reisetagebuch 18. 6. 1775 (WA III 1, 5)

Rigi 18. 6. 1775

Um zwölf nach dem kalten Bad oder 3 schwestern Brunn dann die Höhe ¼3 Uhr in Wolcken und Nebel rings die Herlichkeit der Welt.

8 Uhr wieder zurück. vor der Ochsen Thüre gebackner Fisch u. Eier.

Dichtung und Wahrheit XVIII (WA I 29, 118)

Rigi 18. 6. 1775

Den 18ten Sonntags früh die Capelle vom Ochsen aus gezeichnet. Um zwölf Uhr nach dem Kaltenbad oder zum Dreischwestern-Brunnen. Ein Viertel nach Zwei hatten wir die Höhe erstiegen; wir fanden uns in Wolken ... Aber als sie hie und da auseinander rissen und uns, von wallenden Rahmen umgeben, eine klare, herrliche, sonnenbeschienene Welt als vortretende und wechselnde Bilder sehen ließen, bedauerten wir nicht mehr diese Zufälligkeiten; denn es war ein nie gesehener, nie wieder zu schauender Anblick, und wir verharrten lange in dieser gewissermaßen unbequemen Lage, um durch die Ritzen und Klüfte der immer bewegten Wolkenballen einen kleinen Zipfel besonnter Erde, einen schmalen Uferzug und ein Endchen See zu gewinnen.

Um acht Uhr Abends waren wir wieder vor der Wirthshausthüre zurück und stellten uns an gebackenen Fischen und Eiern und genugsamem Wein wieder her.

Wie es denn nun dämmerte und allmählich nachtete, beschäftigten ahnungsvoll zusammenstimmende Töne unser Ohr; das Glockengebimmel der Capelle, das Plätschern des Brunnens, das Säuseln wechselnder Lüftchen, in der Ferne Waldhörner; – es waren wohlthätige, beruhigende, einlullende Momente.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0423 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0423.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 347 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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