BuG:BuG II, A 2469
Weimar 26. 10./7. 11. 1785

Votum o. Dat. (AS 1, 408)

Weimar 26. 10./7. 11. 1785

Nach dem in vorliegendem Voto geäusserten Wunsche habe ich den Lotterie Cassier Julius über die vorliegende Sache [Erwerbung der Ilmenauer Porzellanfabrik durch den Weimarischen Staat] gehört welcher seine Meynung dergestalt von sich gegeben:

Wenn man zu einer kurzen und vollkommnen Übersicht über das Ganze der Ilmenauer Porzellan Fabrick gelangen wolle, so seye wie schon bemerckt worden vorzüglich nötig:

1.) eine richtige Angabe sämmtlicher zur Fabrick gehörig gewesenen Gebäude, vorräthig gewesenen Waaren und Effeckten, nach ihrem damaligen wahren Werthe nebst allen Activis und Passivis wie alles beym Anfange der Administration übernommen worden.

Eine solche Angabe sey der Grund der ganzen Sache, und es könnte solche, im Fall es nicht bereits zu iener Zeit geschehen, wohl noch ietzt aus denen diesfalls verhandelten Ackten, Rechnungen und übrigen Nachrichten in Form eines Inventarii gefertigt werden. Ohne ein dergleichen richtiges Verzeichniß oder Inventarium würde nicht zu übersehen seyn inwiefern Serenissimi Schatulle, wegen der älteren dem Fabrikanten Gräbner, gethanen Vorschüsse, durch die erhaltne Hypotheck schon damals sichergestellt worden sey. Gut wäre es auch wenn über den Verkauf der damals vorräthig gewesnen Gräbnerischen Waaren, sowohl über Einnahme als Ausgabe separate Rechnung geführt worden wäre.

2.) Würde gleichfalls ein Verzeichniß des dermalen bestehenden wahren Werths, der ietzt existirenden sämmtlichen zur Fabrick gehörigen, sowohl ältern als neuern Gebäude, Effeckten, vorhandnen Waaren ingleichen der Activorum und Passivorum zu fertigen seyn.

Die Waaren dürften aber nicht nach ihren Verkaufspreisen, sondern nur wie selbige der Fabrick selbst zu stehen kommen, angesetzt werden. Hieraus würde sich dann ferner der ganze ietzige Vermögens Stand der Fabrick ergeben, auch zu ersehen seyn ob die aus Serenissimi Schatulle der Fabrick geleisteten, sowohl ältern als neuern Vorschüsse noch würcklich vorhanden seyen oder nicht, ingleichen ob die Fabrick während der Administration profitirt oder eingebüst habe. Auf diese Art könne auch von Jahr zu Jahr, wenn damit continuirt würde, der künftige wahre Bestand der Fabrick gar leicht eingesehen werden. Eine Bilance blos über Einnahme und Ausgabe während der geführten Administration, aus denen Rechnungen zu extrahiren, würde nur dazu dienen um zu sehen wozu die hergeschossnen Gelder verwendet worden sind, die wahre Übersicht des eigentlichen ietzigen Vermögensstandes der Fabrick aber mögte (seinem Dafürhalten nach) nicht ganz dadurch erlangt werden.

Caroline Herder an Knebel 7. 11. 1785 (Knebel, Lit. Nachl. 2, 318)

Weimar 26. 10./7. 11. 1785

Es herrscht eine allgemeine Stille hier, oder wie die Herzogin Mutter letzt sagte: sie schlafen Alle. Goethe besucht uns oft wie ein Stern in der Nacht.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG II, BuG02_A_2469 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG02_A_2469.

Entspricht Druck:
BuG II, S. 553 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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