BuG:BuG I, A 470
Frankfurt Jan./Sept. 1775

S. Boisserée, Tagebuch 3. 10. 1815 (Firmenich-Richartz S. 422)

B2 1720

Frankfurt Jan./Sept. 1775

Alte Erinnerungen wie oft er den Pfad durch die Gerbermühle gegangen nach Offenbach zur Schönemann. Liebesgeschichte ... Musik-Compositeur u. Verleger Andre. Wie sie allmählig (getrennt) entfernt worden durch einen Dritten, ohne selbst zu wißen. Religionsverhältniße erster Anlaß, sie reform[iert], er lutherisch. Unglücklich wie die Kinder, die ein Leid haben und es sich wechselseitig klagen – und nicht wißen warum. Dorville – Ein Pfarrer ist im Spiel. Sie hat ihm den grösten Theil ihrer höhern Bildung zu danken. – Vorher Gleichgültigkeit gegen d[ie] Welt wie es sich bey Mädchen in einem reichen Kaufmanns-Hauß, die alle Tage von Gesellschaft umgeben sind, von frühest[er] Jugend her leicht einfinden muß, wenn sie nicht selbst flach und leer sind.

H. G. v. Bretschneider an Nicolai 8. 1. 1776 (Werner1 S. 6)

B2 119

Frankfurt Jan./Sept. 1775

Göthe ist noch in Weimar. Ein Umstand den ich noch nicht gewust habe und der ihn bewogen haben soll, eine Zeitlang sich zu entfernen, ist dieser: Es ist in Frankfurt eine reiche Banquiers Witbe Schönemannin reformirter Rel. die eine artige Tochter hat mit welcher sich Göthe schon lange Zeit führt. Er hielt endlich förmlich um sie an die Mutter bat sich Bedenk Zeit aus, lies nach einigen Wochen Göthen zum Essen bitten und declarirte in einer grossen Gesellschaft Göthes Ansuchen mit der Antwort dass sich die Heyrath wegen der Verschiedenheit der Religion nicht wohl schicke. Eine Grobheit die Göthe freilich sehr übel nehmen muste, weil sie ihm dieselbe eben so wohl hätte allein sagen können, die Frau sagt aber, sie hätte der Sache auf einmahl ein Ende zu machen kein besseres Mittel gewust und sich bey einer Zusammenkunft tete a tete für seinem Disputiren gefürchtet.

Soret, Notice sur Goethe (Bibliothèque universelle 1832 II 125)

B2 2791

Frankfurt Jan./Sept. 1775

D’après des renseignemens authentiques, nous savons que Lili étoit disposée à mettre un terme à ces difficultés en accompagnant Goethe aux Etats-Unis. Quoiqu’autorisés à donner plus de détails sur leurs sacrifices réciproques, nous croyons devoir nous borner pour le moment à cette indication.

Henriette v. Beaulieu-Marconnay an Goethe 3. 12. 1830 (Grenzboten 1869 III S. 210)

B2 118

Frankfurt Jan./Sept. 1775

Die vortreffliche Frau [Lili v. Türckheim] gestand mir mit rührender Offenheit, sie habe erfahren, in welcher engen Verbindung ich mit Weimar stünde und bloß deshalb meine Bekanntschaft gewünscht, um etwas Näheres von Goethens Leben und Schicksalen zu vernehmen, den sie den Schöpfer ihrer moralischen Existenz nannte. Die Innigkeit, ja, ich darf sagen, die Begeisterung, womit sie von ihm sprach, rührte mich unaussprechlich ...

Im Laufe unserer traulichen Unterhaltungen erzählte sie mir die Geschichte ihres Herzens, woraus ich deutlich ersah, daß sie, wenn auch nicht vollkommen glücklich, doch mit ihrem Schicksal zufrieden war, weil – Goethe es ihr vorgezeichnet hatte. Mit seltener Aufrichtigkeit gestand mir Frau von Türkheim, ihre Leidenschaft für denselben sei mächtiger als Pflicht und Tugendgefühl in ihr gewesen, und wenn seine Großmuth die Opfer, welche sie ihm bringen wollte, nicht standhaft zurückgewiesen hätte, so würde sie späterhin, ihrer Selbstachtung und der bürgerlichen Ehre beraubt, auf die Vergangenheit zurückgeschaut haben, welche ihr im Gegentheil jetzt nur beseligende Erinnerungen darböte. – Seinem Edelsinne verdanke sie einzig und allein ihre geistige Ausbildung an der Seite eines würdigen Gatten und den Kreis hoffnungsvoller Kinder, in welchem sie Ersatz für alle Leiden fände, die der Himmel ihr auferlegt. Sie müsse sich daher als sein Geschöpf betrachten und bis zum letzten Hauch ihres Lebens mit religiöser Verehrung an seinem Bilde hangen. Da ihr aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vergönnt sein würde, Goethen wieder zu sehen, so bäte sie mich, dem unvergeßlichen Freunde, wenn ich ihn einst von Angesicht zu Angesicht schaute und sich eine schickliche Gelegenheit fände, dasjenige mitzutheilen, was sie mir in dieser Absicht vertraut habe.

Barbara Schultheß an Goethe 27. 12. 1795 (GJb 13, 15)

Frankfurt Jan./Sept. 1775

Lise Türkheim ... sagte: „ich laß Ihn grüßen, und freue mich beym andenken an Ihn das Reine Bild das Er durch Sein betragen gegen mich in meine Seele gelegt darinn zu wahren, und werde es durch nichts daß mir gesagt werden mag verwischen lassen!“

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0470 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0470.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 370 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

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