BuG:BuG I, A 464
Offenbach 17. 9. 1775

An Auguste Gräfin zu Stolberg 17. 9. 1775 (WA IV 2, 292)

Offenbach 17. 9. 1775

Ist der Tag leidlich u. stumpf herumgegangen ... ich machte eine Scene an meinem Faust. Vergängelte ein paar Stunden. Verliebelte ein paar mit einem Mädgen [Charlotte Nagel] davon dir die Brüder erzählen mögen, das ein seltsames Geschöpf ist. Ass in einer Gesellschafft ein Duzzend guter Jungens, so grad wie sie Gott erschaffen hat... Spielte ein Paar Stunden Pharao und verträumte ein Paar mit guten Menschen.

J. L. Ewald, Fantasieen S. 164

B2 125a

Offenbach 17. 9. 1775

Ich hatte sie [Christine Reinhard geb. Reimarus] schon vorher gebeten, mir jenes kleine Lied von Göthe [Künstlers Fug und Recht] zu geben, und mir ihre Deklamazion dazu in Noten zu setzen. Ich hätte sie jetzt noch einmal, und recht herzlich darum bitten mögen, wenn sich der Ton der Innigkeit und Wahrheit durch Linien und geschwänzte Punkte bezeichnen ließe. Es war fast Göthe’s Deklamazion, der mit wenigen (in der Musik sogenannten) ganzen Tönen ehemals alles ausdrückte, was er wollte. Diese Art von Deklamazion hat äußerst kleine Tonintervalle. Zwischen E und D zum Beispiel liegen vielleicht 16 Töne, die man mit Musiknoten nicht bezeichnen kann. Der Gang, die Melodie, der Übergang in eine andre und der Rückgang in die vorige Tonart: – alles ist dieser Deklamazion eigen; und nur dadurch wird jener einzige Ausdruck möglich, der bloß Ton der Wahrheit zu seyn scheint, und so wenig Aufwand von Stimme und Tönen erfordert.

Zitierhinweis

Online-Edition:
BuG I, BuG01_A_0464 (Ernst Grumach/Renate Grumach), in: https://goethe-biographica.de/id/BuG01_A_0464.

Entspricht Druck:
BuG I, S. 368 (Ernst Grumach/Renate Grumach).

Zurück zum Seitenanfang