Briefe an Goethe: RA 1, Nr. 209
Von Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg

6. April 1786, Gotha

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Je suis au désespoir, cher & digne ami, de ma totale impuissance
de rèpondre aujourd'hui à la lettre que vous m'avez fait l'hon [×××] de
m'écrire le 3. d. c. m. Mais vous trouverez ci joints
l èclaircissement que vous desirez sur deux points –


Wir werden vielleicht in den nächsten 8. aber spätestens 14. Tagen
ein neues MünzEdikt bekommen – – ich trage morgen den
dahin abzuredenden Regℓ. Bericht vor – Regℓ. u. Comm: haben
sich in dieser Materie viel Mühe gegeben - mit Wigungen,
Berechnungen, Argumentationen. Daß es einem dabey
schwindeln möchte – die alten Schild Louisd' – werden nur
noch bis Ende des Jahrs Coins haben, u. dann verrufen werden.
Die neüen vor der Hand, bis wir sehen was andere Stände thun,
keinen Eingang bey uns finden
   F


   Das Edikt sollen Sie bekommen – noch ehe es in Druck ist, | 2 |
aber als ein Staatsgeheimniß –


   In Potsdam geht es, entschieden, aufs Ende los – Quod deus
non sinistre vertat.


   Nun heißt es: Villette ist nicht in Genf gefangen worden
sondern aus Versehen ein anderer; Ewig schande – durch diesen
wäre ein großes Licht aufgesteckt worden. Er soll alle Königℓ.
Antoinettℓ. Briefe geschrieben haben. Leben Sie wohl
   bester würdigster Freund.



   Ich kan nicht genug predigen – Lesen Sie die Leidner
   Zeitungen!


S: GSA 30/63 Bl. 8; Bl. 10  D: -  B: 1786 April 3 (vgl. 7, 347; teilweise überliefert in: 30/63)  A?: 1786 April 17 (7, 347) 

Leider könne F. den Brief G.s vom 3. April 1786 heute nicht beantworten, übersende aber anbei die von G. gewünschten Erläuterungen über zwei Punkte. - In Sachsen-Gotha bekäme man binnen kurzem ein neues Münzedikt. G. werde es noch vor der Veröffentlichung als ein Staatsgeheimniß erhalten. Die alten Louisdors blieben bis Ende des Jahres in Kurs, die neuen fänden vorerst keinen Eingang. - Über das bevorstehende Ableben Friedrichs II. von Preußen. - In Genf habe man L. M. A. Réteaux de Villette (?) nicht gefangen. Durch ihn hätte in der Halsbandaffäre ein großes Licht aufgesteckt werden können.


Anlage(n): Erläuterungen über Wechselkurse verschiedener Münzen in Sachsen-Gotha als Antwortmarginalien auf einem Teilstück von G.s Brief vom 3. April 1786.
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 Je suis au désespoir, cher & digne ami, de ma totale impuissance de rèpondre aujourd'hui à la lettre que vous m'avez fait l'hon [×××] de m'écrire le 3. d. c. m. Mais vous trouverez ci joints l èclaircissement que vous desirez sur deux points –

 Wir werden vielleicht in den nächsten 8. aber spätestens 14. Tagen ein neues MünzEdikt bekommen – – ich trage morgen den dahin abzuredenden Regℓ. Bericht vor – Regℓ. u. Comm: haben sich in dieser Materie viel Mühe gegeben - mit Wigungen, Berechnungen, Argumentationen. Daß es einem dabey schwindeln möchte – die alten Schild Louisd' – werden nur noch bis Ende des Jahrs Coins haben, u. dann verrufen werden. Die neüen vor der Hand, bis wir sehen was andere Stände thun, keinen Eingang bey uns finden  F

  Das Edikt sollen Sie bekommen – noch ehe es in Druck ist,| 2 | aber als ein Staatsgeheimniß –

  In Potsdam geht es, entschieden, aufs Ende los – Quod deus non sinistre vertat.

  Nun heißt es: Villette ist nicht in Genf gefangen worden sondern aus Versehen ein anderer; Ewig schande – durch diesen wäre ein großes Licht aufgesteckt worden. Er soll alle Königℓ. Antoinettℓ. Briefe geschrieben haben. Leben Sie wohl  bester würdigster Freund.


  Ich kan nicht genug predigen – Lesen Sie die Leidner  Zeitungen!

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
RA 1, Nr. 209, in: https://goethe-biographica.de/id/RA01_0209_00240.

Druck des Regests: RA 1, Nr. 209.

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