Briefe an Goethe: RA 1, Nr. 42a+
Von Johann Heinrich Schaefer an ?

vor 1775, Ort n. e.

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   Hochwürdiger Herr Metropoliten
   Gestrenger aber doch gerechter Batron


Die Unschuld muß endlich an das Licht kommen, da Ew Hochwürdigen be-
kannt ist, daß ich vor einem halben Jahre geheurathet und meine Frau aus ge-
wisser Avection vor 8 Tagen mit zwei Töchterlein ins Kindbette kommen
wollen, da man nun auf seiten des Herrn Pfarrers trohet publicam poten-
tiam und zwar eclesiam, weilen meine Frau zu früh ins Kindbett gekommen,
dieses ungerechte Verfahren habe Ew Hochwürden unterthänig bekannt zu ma-
chen und Ihren Beistand zu suchen.


   Ich habe aber die frühzeitige Geburt meiner Frau auf das künstlichste exa-
miniret, sie will aber von keinem andern als von mir wissen. Soll und muß
ich Vatter zu den 2 Würmger seyn, so haben sie das Licht der Welt übernatür-
lich erblickt, ich wünschte sehr sie hätten noch im Finstern verborgen gelegen –
doch ich konnte ihnen den Ausgang nicht versperren, wenn der Apfel reif ist
so fällt er von dem Stamm, aber diese Kinder sind ausgefallen. Ich habe
mich über diese seltsame Begebenheit bey dem Hℓ Doctor Varnhagen
in Corbach befraget, dieser hat mich versichert partus septem ester
können ohne Schwürigkeit im Reich der Natur paß- und repaßiret
werden, weilen eine Ganß nur 4 Wochen zu brühen habe, ja ein Spatz
in 8 Tagen ihre Jungen machten, dieses will der Herr Doctor zu meiner
Vertheidigung auf Verlangen an das Hochfürstliche Consistorium einschicken. | 2 |
Damit ich aber in Zukunft vor den Anfällen des Hℓ Pfarrers gesichert
seyn kann, so bitte ich Ew. Hochwürden die Batronnitaet vor mich
und meine Frau zu haben, den Hℓ Pfarrer dahin anzuweisen, mich wegen
der beschuldigten Criminositaeten in Ruhe zu lassen, anders ich
mich genoethigt sehe processus injurias zu exerciren und solche
famam adulteram mit allen Kreften auszumachen, ich bin
Ew Hochwürden Batronitaet


   Ew Hochwürden

   Unterthänigster Knecht
   und Schuldiener
    Johann Henricus Schaefer.


Geschrieben zu Hauß
unter allen beschuldigten
Criminositaeten.


S: GSA 28/64 Bl. 370 (Abschrift von K. Schellenberg)  D: -  B: -  A: - 

S. berichtet von ungerechtfertigten Anschuldigungen von seiten des Herrn Pfarrers und versichert, der Vater der zwei Töchterlein zu sein, mit denen seine Frau nach halbjähriger Ehe aus gewisser Avection vor 8 Tagen [...] ins Kindbette gekommen sei; erwähnt: Doctor (? H. G. J.) Varnhagen in Corbach, der S. die Möglichkeit von Siebenmonatsgeburten bestätigt habe. Um in Zukunft vor den Anfällen des H. Pfarrers gesichert zu sein, so bitte ich Ew. Hochwürden die Batronnitaet vor mich und meine Frau zu haben, den H. Pfarrer dahin anzuweisen, mich wegen der beschuldigten Criminositaeten in Ruhe zu lassen, anders ich mich genoethigt sehe, processus injurias zu exerciren.


Beilage(n) zuRA 6, Nr. 1155
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 Hochwürdiger Herr Metropoliten  Gestrenger aber doch gerechter Batron

 Die Unschuld muß endlich an das Licht kommen, da Ew Hochwürdigen bekannt ist, daß ich vor einem halben Jahre geheurathet und meine Frau aus gewisser Avection vor 8 Tagen mit zwei Töchterlein ins Kindbette kommen wollen, da man nun auf seiten des Herrn Pfarrers trohet publicam poten- tiam und zwar eclesiam, weilen meine Frau zu früh ins Kindbett gekommen, dieses ungerechte Verfahren habe Ew Hochwürden unterthänig bekannt zu machen und Ihren Beistand zu suchen.

  Ich habe aber die frühzeitige Geburt meiner Frau auf das künstlichste exa- miniret, sie will aber von keinem andern als von mir wissen. Soll und muß ich Vatter zu den 2 Würmger seyn, so haben sie das Licht der Welt übernatürlich erblickt, ich wünschte sehr sie hätten noch im Finstern verborgen gelegen – doch ich konnte ihnen den Ausgang nicht versperren, wenn der Apfel reif ist so fällt er von dem Stamm, aber diese Kinder sind ausgefallen. Ich habe mich über diese seltsame Begebenheit bey dem Hℓ Doctor Varnhagen in Corbach befraget, dieser hat mich versichert partus septem ester können ohne Schwürigkeit im Reich der Natur paß- und repaßiret werden, weilen eine Ganß nur 4 Wochen zu brühen habe, ja ein Spatz in 8 Tagen ihre Jungen machten, dieses will der Herr Doctor zu meiner Vertheidigung auf Verlangen an das Hochfürstliche Consistorium einschicken.| 2 | Damit ich aber in Zukunft vor den Anfällen des Hℓ Pfarrers gesichert seyn kann, so bitte ich Ew. Hochwürden die Batronnitaet vor mich und meine Frau zu haben, den Hℓ Pfarrer dahin anzuweisen, mich wegen der beschuldigten Criminositaeten in Ruhe zu lassen, anders ich mich genoethigt sehe processus injurias zu exerciren und solche famam adulteram mit allen Kreften auszumachen, ich bin Ew Hochwürden Batronitaet

 Ew Hochwürden  Unterthänigster Knecht  und Schuldiener   Johann Henricus Schaefer.

 Geschrieben zu Hauß unter allen beschuldigten Criminositaeten.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
RA 1, Nr. 42a+, in: https://goethe-biographica.de/id/RA01_0042_00045.

Druck des Regests in: RA 6.2, 273.

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