Tagebuch­eintrag: GT, Nr. 748
2. August 1779, Montag, Weimar

2.1 Merckwürdig! früh rein aufgestanden. hatte versprochen um 8 zukommen. Da er ausblieb sezt ich meine Gedancken von gestern weiter fort, machte mein Absteigquartiergen richtig. Schickte 10 caterpillar shape in die weite Welt. kam um 10 . Sprachen wir unaussprechliche Dinge durch,2 er hatte gestern schon angefangen, über unser inner Regiments Verhältniss das äussere, meine Ideen einer Reise die ich vornehmen muss, wie3 die Weinhändler auf ihre Art. Von dem Hof, der Frau, den andern Leuten, von Menschen kennen. Erklärt ihm warum ihm dies und das so schweer würde, warum er nicht so sehr im Kleinen umgreifen solle. Er erklärte sich dagegen und es ward eine grose interessante Umredung.4 zu zu Tische nach Tisch zu Schn. der über die Resolution erschüttert war. Ich schlug in dem Modo eine Auskunft vor. Dann5 mit lange Unterred. über eben das. Nachher allein. Propria6 qui curat neminis7 arma timet
  1. nach 2. Ansatz zu M oder zu ♐︎ ↑
  2. durch. → durch,  ↑
  3. d → wie  ↑
  4. umredung. > Umredung.  ↑
  5. Nach Tische → Dann  ↑
  6. Propior → Propria  ↑
  7. in neminis Federprobe über e  ↑

H: GSA 27/5


Das Tagebuch ist von Goethe eigenhändig geschrieben. (Zusätze von fremder Hand siehe unten.) Die Eintragungen befinden sich auf Durchschußblättern (165/170 × 200/210 mm) und auf einem eingelegten, zweifach gefalteten Doppelblatt (185 × 280 mm) in einem vorgedruckten Kalender mit dem Titel: »Verbesserter / Calender 〈…〉 Auf das Jahr Christi / 1779. 〈…〉 Leipzig, / 〈…〉

Gotthelf Albrecht Friedrich Löper.« Vgl zu 1778.

Druckseiten des Kalenders: 62 (unpaginiert)

Durchschuß- und Einlageblätter insgesamt: 32

Beschriebene Blätter: 20


Der Kalender (175 × 210 mm) am Rücken eingebunden, der Rückeneinband (25 × 210 mm) aus gemustertem zinnoberrotem Kartonpapier. Auf dem Titelblatt achteckiges Titelschild mit der Aufschrift 1779 von Goethes Hand. Vorder- und Rückseite (Titelblatt und letzte Druckseite) stark vergilbt, tintenfleckig, stark abgegriffen. Die bedruckten Kalenderseiten aus holzhaltigem Druckpapier, die Durchschuß- und Einlageblätter zumeist aus stark vergilbtem Schreibpapier, die Ränder unbeschnitten, gewellt. Bl 17–20, 23–24 aus festem, leicht vergilbtem Schreibpapier, die Ränder beschnitten. Fadenheftung.


Zum Inhalt des »Calenders« 1779 siehe zu 1778.


Schreibmaterial und Zusätze von fremder Hand:

Schwarze, zum Teil ins Bräunliche verblaßte Tinte.

Einzeichnung runder Klammern, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

2. Januar: (Volgst. bis hoher Mond.)

13. Januar: Klammer nach die heilsamste Diät.

30. Januar: (Clauer bis bewundern.) (Die Geschichte bis vergessen.)

14. Februar: (Mit Friz bis gessen)

1.–9. März: (1. bis N. Robling Einfügungszeichen)

9.–11. März: (besehen bis allein)

12. März: (gedacht bis Saukram.)

13. März: (Glauers Arb. bis hübsch.)

14. März: (14. bis Gessen.)

14. Juli: (Machte bis nach Hause) spitze Klammer nach Kr. Casse

18.–20. Juli: (18) bis närrisch.)

25. Juli: (Meine Idee bis schmerzen mich.)

26. Juli: (Der Herzog bis von Erfurt.)

30.–31. Juli: (Projeckt bis imitirt.)

22. August: Klammer vor Zeichnete

26. August: (Er erzählte bis mit Knebeln.)

28.–30. August: (d. 28 bis und Nacht.)

3. September: (d. 3 bis im Garten,)

Korrekturen und Ergänzungen, mit Bleistift (Kanzler von Müller?):

5. Januar: nach und nach Punkt ergänzt; nach korr zu »Nach«; im Leerraum nach auf weniges eingefügt: »vom 6.–10.«

10. Januar: nach Verhältnisse, sind und benuzen Komma ergänzt; Endets korr zu »Endet’s«

13. Januar: Gotter korr zu »Götter«

30. Januar: nach 30 Punkt ergänzt

1. Februar: nach Fr. senkrechter Strich ergänzt

Auf den beschriebenen Durchschußblättern Bleistiftpaginierung von unbekannter Hand jeweils Vs rechts bzw Rs links oben.

Bleistiftvermerke: auf dem Titelblatt rechts oben »26 Bl.« (»26« korrigiert aus »20«), rechts unten der Signaturvermerk »5«, auf Bl 5 Vs rechts unten »(Tagebuch 1779, März)«, auf Bl 6 Vs rechts oben »a«.


Zählung und Anordnung der Handschrift:

Bl 1–2 (zwischen Ks 6 und 7):

Tgb-Eintr Januar

Bl 3–4 (zwischen Ks 8 und 9)

Bl 3 und 4 Rs:

Tgb-Eintr Februar

Bl 4 Vs leer

Bl 5–6 (zwischen Ks 10 und Bl 7 eingelegtes Doppelbl)

Bl 5 leer

Bl 6 Vs:

Tgb-Eintr März: Dornb. 79

Bl 6 Rs:

Tgb-Eintr März: Apolda.

Bl 7–8 (zwischen Ks 10 und 11)

Bl 7 Vs–8 Vs:

Tgb-Eintr März

Bl 8 Rs leer

Bl 9–10 (zwischen Ks 12 und 13)

Bl 9 Vs und 10 Vs:

Tgb-Eintr April

Bl 9 Rs und 10 Rs leer

Bl 11–12 (zwischen Ks 14 und 15)

Bl 11:

Tgb-Eintr Mai

Bl 12 leer

Bl 13–14 (zwischen Ks 16 und 17)

Bl 13:

Tgb-Eintr Juni

Bl 14 leer

Bl 15–20 (zwischen Ks 18 und 19)

Bl 15 Vs–18 Vs:

Tgb-Eintr Juli

Bl 18 Rs–20 leer

Bl 21–24 (zwischen Ks 20 und 21)

Bl 21 Vs–24 Vs:

Tgb-Eintr August

Bl 24 Rs leer

Bl 25–26 (zwischen Ks 22 und 23)

Bl 25:

Tgb-Eintr September

Bl 26 leer

Bl 27–28 (zwischen Ks 24 und 25) leer

Bl 29–30 (zwischen Ks 26 und 27) leer

Bl 31–32 (zwischen Ks 28 und 29) leer


D:

Friedrich Wilhelm Riemer: Mitteilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841. S. 79–100 passim (Auszüge) Carl August Hugo Burkhardt: Goethe’s Tagebuch 1779. In: Die Grenzboten 33 (1874), 2. Semester, 3. Bd, Nr 27. S. 18–26 (Auszüge)

Robert Keil: Goethe’s Tagebuch aus den Jahren 1776–1782. Leipzig 1875. S. 175–203 WA III 1, 76–98, udT: 1779.

Absteigquartiergen] Goethes Stadtwohnung in der Seifengasse neben dem Haus der Familie von Stein.

caterpillar shape] wohl gemeint Fluch: Donnerwetter.

meine Ideen bis vornehmen muss] Siehe die zehnte Erläuterung zu 30. Juli 1779. Über den Plan und das Ziel der beabsichtigten Reise wurde Carl August schrittweise informiert. Siehe Carl August an Anna Amalia, 21. September 1779 (BG 2, 140): »Was werden Sie sagen ... wenn Sie lesen werden, dass statt nach Morgen, wo wir nach Düsseldorf zu wollten, wir nach Mittag, nach der Schweiz reiten«; und 16. Oktober 1779 (BG 2, 140): »Es tut mir leid, dass Sie mir nicht aufs Wort glauben und meinen, ich hätte Ihnen ein Geheimnis aus der grossen Reise gemacht; ich muss es also wiederholen, nur zwischen Friedberg und Frankfurt 〈…〉 wurde es resolviert; da erfuhr ichs und die andern, durch Eingebung des Engels Gabriel.«

wie die Weinhändler] Gemeint: wie Geschäftsreisende.

Frau] Herzogin Louise.

Umredung] Umfassende Unterredung (DWb XI 2, Sp 1033).

Resolution] Entschließung; gemeint ist wohl der Tgb 30. Juli 1779 genannte Brief Jacob Friedrich von Fritschs an Christian Friedrich Schnauß.

in dem Modo] In der Art und Weise der Ausführung.

Auskunft] Übereinkunft, Ausgleichung.

Propria bis timet] »Wer sich um das Eigene bekümmert, braucht niemandes Waffen zu fürchten.« Die Sentenz ist weder für das klassische Latein noch für das Latein des Mittelalters und der frühen Neuzeit nachweisbar.

 

 
 

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Zitierhinweis

Online-Edition:
GT I, 2.8.1779 (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), in: https://goethe-biographica.de/id/GT01_0748.

Entspricht Druck:
Text: GT I 1, S. – (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.
Kommentar: GT I 2, S. – (Wolfgang Albrecht/Andreas Döhler), Stuttgart 1998.

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