Ich komme l. l. Tante! diesen ganzen Morgen wollt ich an Sie schreiben. Ausgestanden hab ich die Woche schröcklich von allen Seiten, aber auch widerstanden! Weis Gott! – Jetzt – o vielleicht ein Wort gegenwärtig davon. ich hab Sie immer in der Comödie gesucht? Ade!
G.
Die gedruckte Bordüre des Briefblättchens entspricht denen der meisten anderen Blättchen, die Goethe etwa von November 1774 bis September 1775 verschickt hat. Vermutlich bezieht sich der vorliegende Brief auf die Trennung von Anna Elisabeth Schönemann im Herbst 1775. Dass Goethe Johanna Fahlmer in der Comödie gesucht hat (217,26), könnte mit den zahlreichen Theaterbesuchen in Frankfurt während der Zeit der 1775 am 11. September eröffneten Herbstmesse in Zusammenhang stehen, von denen im Brief an Augusta zu Stolberg vom 14. bis 19. September (Nr 263) die Rede ist. Die Formulierung Ausgestanden hab ich die Woche (217,24) lässt vermuten, Goethe habe am Ende dieses Zeitraums, also an einem Sonntag, geschrieben. Da Goethe am Sonntag, dem 17. September, nicht in Frankfurt, sondern in Offenbach, jedoch am 18. und 19. September in der Comödie war (216,29; 217,10–11) wie ebenfalls am 20. September (vgl. Brief an Augusta zu Stolberg, 20. September–22. November 1775; WA IV 2, 305), ist das vorliegende Billett also möglicherweise am Sonntag, dem 24. September 1775, geschrieben worden.
H: Privatbesitz, Deutschland. – 1 Bl. 17 × 10,9 cm, Bordüre aus gereihten Krönchen (vgl. Mick, Nr 1–3), ½ S. beschr., egh., Tinte.
E: Goethe-Fahlmer (1875), 95 f., Nr 37.
WA IV 2 (1887), 295, Nr 356 (nach E).
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
Vermutlich geht es in dem Billett um die Auflösung der Verlobung mit Anna Elisabeth Schönemann. Unklar ist, ob die Trennung noch bevorstand oder schon vollzogen war.
l. l.] Liebe, liebe.