Goethes Briefe: GB 2, Nr. 200
An Gottfried August Bürger

Frankfurt a. M. , 17. Februar 1775. Freitag → Altengleichen


Gott seegne dich lieber Bruder mit deinem Weibe, und wenn du an ihrem Herzen wohnst, dencke mein und fühl dass ich dich liebe. Von meinen Verworrenheiten ist schweer was zu sagen, fleisig war ich eben nicht zeither. die Frühlings lufft, die so manchmal schon da über die Gärten herweht, arbeitet wieder an meinem herzen, und ich hoffe es löst sich aus​1 dem Gewürge wieder was ab. Habe lieb was von mir kommt. du bist immer bey mir, auch schweigend wie zeither. deine Europa u. Raubgraf sind sehr​2 unter uns. Ade. Franckf. dℓ. 17 Febr 1775.

Goethe.

  1. auch​s​ ↑
  2. se|h|r​ ↑

H: GMD Düsseldorf, Slg Kippenberg, Sign.: NW 1194/1970. – Doppelblatt 18,7 × 22,9 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 3 Adresse: Herrn Bürger / Amtmann / zu / Altengleichen; S. 4 am linken Rand in der Mitte rotes Initialsiegel: „G“; Bl. 2 am rechten Rand in der Mitte beschädigt durch Öffnen des Siegels (restauriert).

E: Lionel von Donop: Zur Erinnerung an Gottfried August Bürger. Briefe des Dichters und seiner Freunde. Zum ersten Male veröffentlicht. In: Illustrirte Deutsche Monatshefte 1872, S. 102.

D: Strodtmann (1874) 1, 221 f., Nr 165.

WA IV 2 (1887), 237, Nr 294 (nach D; Hinweis auf H in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 212).

Antwort auf Bürgers Brief vom 6. Februar 1775 (vgl. RA 1, 60, Nr 44; Strodtmann 1, 219 f.). – Bürger antwortete in einem Brief von Sommer 1775 (vgl. RA 1, 62, Nr 50; Strodtmann 1, 230).

deinem Weibe] Dorothea Bürger geb. Leonhart, erste Frau Bürgers; sie hatten am 22. November 1774 geheiratet.

Verworrenheiten] Wenige Tage zuvor, am 13. Februar, ist im Brief an Augusta zu Stolberg (Nr 196) erstmals von Anna Elisabeth Schönemanns schönen Augen (164,3) die Rede, auch von abwechselnder Zerstreuung (164,3–4).

deine Europa u. Raubgraf] Gemeint sind Bürgers Balladen „Neue weltliche hochteutsche Reime enthaltend die ebentheuerliche doch wahrhaftige Historiam von der wunderschönen 〈…〉 Prinzessin Europa“ (Einzeldruck o. O. 1777) und „Der Raubgraf“ (Musenalmanach für das Jahr 1776 〈…〉 hrsg. von I. H. Voss, S. 113–120). Goethe hatte Abschriften der Gedichte von Heinrich Christian Boie erhalten; nach dessen Aussage ist das Manuskript der „Europa“ bei Goethe verloren gegangen (vgl. Weinhold, 188).

 

 
 

Nutzungsbedingungen

Kontrollen

Kontrast:
SW-Kontrastbild:
Helligkeit:

Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 200 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR200_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 166–167, Nr 200 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 421, Nr 200 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

Zurück zum Seitenanfang