Goethes Briefe: GB 2, Nr. 153
An Sophie La Roche

〈Frankfurt a. M., Mitte? Oktober 1774〉 → 〈Ehrenbreitstein bei Koblenz〉

〈Abschrift〉


Hier was von meiner Unart liebe Mama ich bin Stürmisch, verworren und hafte doch nur auf wenig Ideen, die liebe Max hab ich in der Comedie gesprochen, ich hab wieder die Augen gesehen, ich weiß nicht was in den Augen ist, Schicken sie doch den Brief an Zich! – wie lang soll ich noch ihr ​Geld Schuldner bleiben – denn alle Schulden, andere Schulden mögt ich nicht gern abtragen      G.

Da Goethe von einem Treffen mit Maximiliane Brentano berichtet, war diese von ihrem Aufenthalt in Ehrenbreitstein, der in Nr 147 für eine Weile (131,4) angekündigt worden war, wieder nach Frankfurt zurückgekehrt. Das beigelegte „Neueröfnete moralisch-politische Puppenspiel“ war zur Herbstmesse Anfang Oktober erschienen. Der Brief könnte folglich Mitte Oktober 1774 oder kurz danach geschrieben worden sein. Dazu passt Sophie La Roches Brief an Goethe vom 17. Oktober 1774 (abgedruckt im Anschluss an die Erläuterungen zu Nr 154), in welchem sie beklagt, „so gar nichts“ von Goethe zu hören. Demnach war der Brief vom 19. September (Nr 147) der letzte, den Sophie La Roche bis zum 17. Oktober von Goethe erhalten hatte.

H: Verbleib unbekannt.

h​1: The Pierpont Morgan Library, New York, Misc. Heineman, H Goethe-Bettina, MSS 1. – Abschrift von Bettine Brentano vom 2. oder 3. Juni 1806 (= h​a; vgl. Vorbemerkung in der Überlieferung zu Nr 47).

h​2: The Pierpont Morgan Library, New York, Misc. Heineman, H Goethe-Bettina, MSS 1. – Abschrift von Bettine Brentano (= h​b; vgl. Vorbemerkung in der Überlieferung zu Nr 47).

h​3: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 10721–10732. – Abschrift von Johann Friedrich (Fritz) Schlosser (= h​c; vgl. Vorbemerkung in der Überlieferung zu Nr 47).

h​4: GSA Weimar, Sign.: 29/294,III. – Abschrift von fremder Hd (= h​d; vgl. Vorbemerkung in der Überlieferung zu Nr 47).

E: Frese (1877), 158, Nr 26 (nach h​3).

WA IV 2 (1887), 201, Nr 256 (nach Goethe-La Roche, 79 [dort vermutlich nach einer nicht überlieferten Abschrift von h​3]).

Textgrundlage: h​1. – Vgl. Vorbemerkung in der Überlieferung zu Nr 47.

Mama] Mama, ​h​2 verworren] verworren, ​h​2 Comedie] Comödie ​h​2 ist,] ist. ​Absatz h​2 Zich! –] Zich! ​Absatz h​2 wie] Wie ​h​2 ihr ​Geld Schuldner] Ihr Geldschuldner ​h​2 andere] andre ​h​2 G.] G: ​Unterschrift in der Mitte unter dem Text h​2

1 Exemplar der Sammlung „Neueröfnetes moralisch-politisches Puppenspiel“ (vgl. zu 133,1).

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Goethe erwiderte mit Nr 159 einen nicht überlieferten Brief Sophie La Roches, der möglicherweise ihre Antwort auf den vorliegenden Brief sowie auf Nr 154 war.

was von meiner Unart] Am 22. September hatte Goethe ein Exemplar des „Werther“ übersandt (vgl. 130,18). Jetzt – so deutet der Begriff Unart an – schickte er Literatur von ganz anderem Genre: die Sammlung „Neueröfnetes moralisch-politisches Puppenspiel“ (Leipzig und Frankfurt 1774) mit dramatisch-satirischen Dichtungen, darunter „Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“ und das „Fastnachtsspiel 〈…〉 vom Pater Brey“.

Max] Maximiliane Brentano; vgl. auch Datierung.

Comedie] Schreibweise nach franz. comédie. – Weiter vgl. die zweite Erläuterung zu 130,2.

Brief an Zich] Der vermutlich von Goethe geschriebene Brief an den Maler Januarius Zick in Koblenz ist nicht überliefert.

alle Schulden] Vgl. die zweite Erläuterung zu 113,19 und zu 136,13.

 

 
 

Nutzungsbedingungen

Kontrollen

Kontrast:
SW-Kontrastbild:
Helligkeit:

Zitierhinweis

Online-Edition:
GB 2, Nr 153 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), in: https://goethe-biographica.de/id/GB02_BR153_0.

Entspricht Druck:
Text: GB 2 I, S. 133, Nr 153 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.
Kommentar: GB 2 II, S. 331–332, Nr 153 (Elke Richter / Georg Kurscheidt), Berlin 2009.

Zurück zum Seitenanfang